18 Minuten Snowboardästhetik
Christian Haller hat die Welt gesehen. Oder sagen wir: die Snowboardwelt. Er stand 2014 in Sotschi im Olympiafinal, er hat Halfpipe-Wettkämpfe der obersten Stufe gewonnen. Und er gehört noch immer zur Elite der Athleten, die in der halben Schneeröhre die schwierigsten Kunststücke darbieten.
Doch den 27-Jährigen, der nach Bündner Art überall nur «Hitsch» ist, erfüllten die Wettkämpfe alleine nicht mehr, verzichten will er gleichwohl nicht auf sie. «Das ist das anspruchsvolle Snowboarden, das technische, strukturierte. Aber ich brauche ein zweites Ventil, wo ich meinen anderen Interessen nachgehen kann: Film und Fotografie. Ich will Snowboarden anders darstellen.»
Erste Versuche machte er mit einer Reihe von Kurzfilmen, vergangenen Winter verwirklichte er sich mit «Glue» einen Traum. Der Film ist eine 18-minütige Ode an die Ästhetik des Snowboardens.
Das Gefühl vermitteln: Megatoll
Hallers Film, den er zusammen mit Ex-Profi Stephan Maurer und dem Werbefilmer Kris Lüdi verwirklicht hat, könnte kaum weiter von den «normalen» Snowboardfilmen entfernt sein. Jene folgen dem Schema «höher, schneller, weiter». Haller hatte ein anderes Ziel. «‹Glue› soll das Gefühl vermitteln, das ich beim Snowboarden habe. Am Ende soll ein ‹normaler› Mensch wie einer aus der Snowboardszene finden können: Megatoll!» Das hohe Ziel löst der Produzent und Hauptdarsteller ein – indem er zusammen mit Maurer auf einen neuen Blickwinkel kam. Maurer folgt Haller mit der Kamera aus nächster Nähe, was den Zuschauer die Kurven und Sprünge, den aufstiebenden Pulverschnee fast schon spüren lässt. Wie Leim («Glue») bewegen sich die beiden die Hänge hinunter. Und fuhren dabei auch regelmässig ineinander – Berufsrisiko.
Auch die Snowboardszene nahm die neue Ästhetik mit Applaus auf, der frei verfügbare Film wurde schon 200 000-mal angeschaut, Ausschnitte davon totalisierten auf Facebook 6 Millionen Klicks. Nicht schlecht für ein Liebhaberprojekt. Denn das Trio Haller-Maurer-Lüdi hatte zwar ein Spesenbudget. Arbeitsstunden konnten aber kaum abgegolten werden. Trotzdem verspricht Haller: «Wir werden sicher auch diesen Winter wieder etwas machen.» (ebi)
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