Tsonga und der Traum der Grande Nation
Frankreich träumt vom ersten einheimischen Sieger in Roland Garros seit 1983. Die Gelegenheit für einen historischen Vergleich zwischen zwei Tennisepochen sowie den Helden Jo-Wilfried Tsonga und Yannick Noah.
Yannick Noah, der 1983 durch einen Finalsieg über Mats Wilander als letzter Einheimischer das French Open gewann, ist in diesen Tagen ein sehr gefragter Mann. Und alle wollen von ihm wissen, ob Roger Federers Bezwinger Jo-Wilfried Tsonga das Grand-Slam-Turnier in Roland Garros in diesem Jahr gewinnen kann. «Bis jetzt hat Jo ein sehr, sehr gutes Turnier gespielt. Wie er seine Spiele gewonnen hat, ist eindrücklich. Am meisten imponiert mir seine Einstellung. Man spürt, dass er Lust hat, den Weg bis zum Ende zu gehen», sagte Noah zur Sportzeitung «L'Equipe». «Es stimmt, dass wir jetzt zu träumen beginnen. Es wären natürlich magische Emotionen, aber schon die Partie gegen David Ferrer wird sehr schwierig werden. Ich habe aber trotzdem das Gefühl, dass Jo wirklich die Möglichkeit hat, diesen Match zu gewinnen.»
Ferrer und Tsonga trafen bislang dreimal aufeinander. Der Spanier führt im Head-to-Head mit 2:1 Siegen. Das bislang einzige Duell auf Sand gewann er 2010 in Rom 6:4, 6:1. 2011 setzte sich Tsonga in Wimbledon 6:3, 6:4, 7:6 durch, 2012 gewann Ferrer in Paris-Bercy 6:2, 7:5. Der Tennis-Pitbull, der mit 1,75 Metern 13 Zentimeter weniger misst als sein französischer Widersacher stand im Gegensatz zu diesem aber noch nie im Endspiel eines Majors. Tsonga gelang dieses Kunststück 2008 am Australian Open, wo er schliesslich Novak Djokovic in vier Sätzen unterlag. Um sich seine erste Grand-Slam-Krone aufzusetzen, müsste Tsonga nach Ferrer entweder Djokovic oder Rafael Nadal schlagen, die im zweiten Halbfinal aufeinander treffen.
«Die Fähigkeit, das Publikum zu begeistern»
Auf jeden Fall wird das French-Open-Endspiel 2013 einen ganz anderen Charakter haben als jenes vor 30 Jahren, das den Höhepunkt in Noahs Karriere bildete. Die beiden Epochen seien nicht miteinander zu vergleichen, sagt der inzwischen 53-Jährige – genauso wenig wie er und Tsonga. «Wir haben wirklich nicht das gleiche Spiel und sind uns auch punkto Persönlichkeit nicht sehr ähnlich. Er ist der beste französische Spieler der Gegenwart, und ich war der beste französische Spieler zu meiner Zeit», so Noah über seinen potenziellen Nachfolger. «Tsonga ist ein eher furchtsamer Junge, der auf dem Platz zum echten Krieger wird, ein Muskelprotz mit eindrücklichen Grundschlägen. Technisch sind wir völlig verschieden. Ich habe sehr oft den Volley gesucht, er kommt viel seltener nach vorne. Was uns jedoch verbindet, ist die Fähigkeit, das Publikum zu begeistern.»
Tsongas grösste Stärke neben den physischen Vorzügen ist gleichzeitig auch seine grösste Schwäche: Er ist im Vergleich zu den Top 4, die er alle schon einmal geschlagen hat, noch immer eine Wundertüte. An einem guten Tag kann er einen Spieler wie Federer deklassieren, wenn ihm die Nerven flattern, kann er aber auch eine grossartige Ausgangslage aus der Hand geben – so geschehen vor einem Jahr am French Open, als er in der Viertelfinalpartie gegen Djokovic vier Matchbälle vergab. Gegen Ferrer ist Tsonga leichter Aussenseiter, die Wettanbieter haben seine Quote auf 2:1 festgesetzt, jene seines Widersachers auf 1,7:1.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch