Es zählt nur Bern
Dass Kari Jalonen seinen Vertrag beim SCB vorzeitig verlängerte, ist ein starkes Bekenntnis zum Club. Ebenso, dass der Headcoach jetzt Deutsch lernt.

«Guten Morgen!»
Guten Morgen? Kari Jalonen ist gut gelaunt, grinst und grüsst in deutscher Sprache. Das ist ungewohnt. Im Frühling, nach dem Gewinn des Meistertitels und seinem ersten Jahr in Bern, hatte sich der Headcoach des SCB zum Ziel gesetzt, bald Deutsch zu lernen. Er wolle eine private Lehrperson engagieren, sagte er damals. Im Mai ging es los, unmittelbar nach seinen zwei Ferienwochen in seiner Heimat in Finnland. Einmal wöchentlich wird er unterrichtet – sofern er Zeit hat. «Erste Priorität hat noch immer das Eishockey», sagt er, jetzt wieder in Englisch, und fügt an, dass die Sprache schwierig sei. «Ich begann bei null. Dass rundherum alle Dialekt sprechen, macht es nicht einfacher.» Manchmal rede er in der Garderobe ein wenig Deutsch, und sagt in ebendieser Sprache nicht ohne Stolz: «Ein bisschen kann ich Deutsch.»
Am Dienstag hatte der SCB die vorzeitige Vertragsverlängerung um zwei Jahre bis 2020 mit dem 57-Jährigen verkündet. Dass Jalonen Deutsch lernt, ist auch als Bekenntnis zu seinem Arbeitgeber zu verstehen, als Signal, dass er etwas Langfristiges aufbauen will. Er habe bereits Pläne, hatte der Finne gesagt. Gestern führte er diese ein wenig aus: Er wolle die Zusammenarbeit mit den Juniorentrainern intensivieren, zudem stehe er mit Saku Koivu in Kontakt. Die finnische Eishockey-Legende ist im TPS Turku für die Entwicklung zuständig und fragte jüngst bei Jalonen an, ob er seine Nachwuchstrainer beim SCB in den Austausch schicken dürfe. Jalonen hält viel von dieser Idee. «Im Gegenzug könnten unsere Trainer nach Turku reisen», sagt er. «Hockey ist Hockey, aber es ist immer gut, etwas Neues zu sehen.»
Sollte Jalonen seinen Vertrag in Bern erfüllen, hätte er für (mindestens) vier Saisons beim SCB an der Bande gestanden. Einzig in Oulu war er in seiner Karriere als Cheftrainer für die gleiche Zeitspanne geblieben (2004 bis 2009). An seinen anderen Stationen hatte es ihn stets früher weitergezogen. Dass er beim SCB verlängerte, liegt auch am Umfeld des Clubs. In Bern gefalle es ihm sehr, sagt Jalonen, «ich liebe die Stadt und ihre freundlichen Leute», gerät er ins Schwärmen. Im Frühling hatte er sich ein Fahrrad gekauft, er habe festgestellt, «dass hier jeder sein eigenes Fahrrad hat», sagt er lachend und liefert ein weiteres Müsterchen seiner Deutschkenntnisse ab: «Velo, ihr sagt Velo.»
Keine Klausel im neuen Vertrag
Dass er weit weg von seiner Familie lebt, stört Jalonen nicht. Seine Kinder sind erwachsen, die Tochter studiert in Dubai, und der Sohn lebt in Turku. Auch seine Frau blieb in der Heimat. Sie ist Ärztin und besucht ihn regelmässig. «Sie wissen, dass ich mich besser auf meine Arbeit konzentrieren kann, wenn ich alleine bin», sagt er mit einem Schmunzeln. «Sobald du beginnst, deine Liebsten zu vermissen, musst du nach Hause gehen.» Es sind Aussagen wie diese, die zeigen, weshalb Jalonen als Workaholic, als Eishockey-verrückt gilt. Er formuliert das so: «Hockey ist meine Passion. Ich liebe meinen Job.»
Und so haben sie sich bei den Vertragsverlängerungen schnell gefunden, der Erfolgscoach Jalonen und der Meisterclub SCB. «Es benötigte keine Überzeugungsarbeit», sagt Rolf Bachmann, der Gesamtverantwortliche für den Sportbereich beim SCB. «Es waren zwei Parteien am Verhandlungstisch, die beide zufrieden sind mit ihrer Situation.» Vier Jahre Kari Jalonen – es würde auch beim SCB eine lange nicht mehr da gewesene Kontinuität bedeuten. Der letzte Trainer, der für dieselbe Dauer das Vertrauen der Vereinsleitung genossen hatte, war der Amerikaner Bill Gilligan zwischen 1988 und 1992.
Dass Jalonen gar nicht erst mit anderen Clubs in Kontakt trat, wie er selber sagt, spricht für den SCB. Ebenfalls, dass sich der Finne keine Ausstiegsklausel ausbedingte, denn mittlerweile dürfte durchaus der eine oder andere NHL-Club ein Auge auf ihn geworfen haben. «Ich habe an nichts anderes gedacht», sagt er. «Der SCB hatte für mich oberste Priorität.»
Für die Berner gilt es jetzt, mit Ville Peltonen und Samuel Tilkanen, den Assistenten von Jalonen, zu verlängern. Vor allem der 44-jährige Peltonen dürfte früher oder später Ambitionen auf ein Amt als Cheftrainer haben. Berns Sportchef Alex Chatelain sagt: «Es geht vorwiegend noch um Details.»
Meisterzigarre am Mittsommerfest
Klar ist: Der SCB und Jalonen – es ist eine Liaison, die bislang perfekt harmoniert. Noch nicht einmal der Ansatz einer Krise war in der Amtszeit des Finnen in Bern auszumachen, nie verlor seine Mannschaft mehr als zwei Spiele in Folge. So wie sie zurzeit auftritt, könnte es gut sein, dass der Finne schon bald seine nächste Meisterzigarre geniessen kann. Die letzte, die hatte er sich extra für einen speziellen Moment aufgehoben. Erst Mitte Juni, am Tag des Mittsommerfestes, eines finnischen Feiertages, hatte er sie auf seiner Sommerresidenz genossen, umgeben von Familie und Freunden; abseits von der Hektik des Eishockeygeschäfts und passend zur ruhigen, finnischen Seite von Jalonen, der selten so gesprächig war wie gestern.
Kari Jalonen verabschiedet sich – natürlich auf Deutsch: «Vielen Dank und auf Wiedersehen!»
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