Wölfli nicht!
Und ob der Goalie richtig steht, das sagt Ihnen der Grädel.

Es war diese eine Szene, die in Grädels Kopf hängen blieb. Eine Szenerie könnte man es vielleicht eher nennen – ja, dieser Ausdruck scheint die Begebenheit präziser zu beschreiben –, ein Stand-, gar Kunstbild, das auftauchte, als Grädel eines Nachts die Augen schloss und neugierig darauf wartete, was vor der inneren schwarzen Leinwand auftauchten würde.
Grädel ist oft überrascht, was zu sehen oder zu erleben ist hinter oder vor diesem schwarzen Vorhang, womit man sich kurz vor dem Schlafen beschäftigt sieht. Beim Zähneputzen hätte Grädel noch etwas ganz anderes vermutet – etwas von scheinbar grösserer Wichtigkeit. Aber nein.
Mit der Szenerie, dem Stand-, Kunstbild, verknüpft war ein wunderbares Gefühl. Es ist eigentlich nicht zu vermitteln. RAV-mässig: nicht vermittelbar. Man kann es versuchen, aber man ahnt, dass man scheitern wird. Vielleicht geht es schreibend ein wenig besser, als wenn man es vor einem Gegenüber ausbreiten würde, auf jeden Fall aber ist man in diesem schreibenden Fall vor grossen Augen geschützt, die nichts als Unverständnis ausdrücken. Alles, die ganze Körpersprache, beim Gegenüber tut kund, dass man in Rätseln redet. Unverstanden zurückbleibt – und vor allem: Das Gefühl ist weg. Wie gestohlen. Durch den Versuch des Erzählens.
Es ist selten, dass man solche Stimmigkeit erlebt. Alles muss stimmen. Punktgenau. Wann haben Sie so etwas das letzte Mal gehabt? Einen Satz ausgesprochen, im richtigen Tempo mit den richtigen Worten, genau zum richtigen Zeitpunkt und dann die Stille genossen? Wann? Nach einem solchen Moment kehrt immer Stille ein, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick. Daran hätten Sie es merken können.
Es war ein Eckball für YB. Irgendwann in der ersten Halbzeit gegen Hüppis St. Gallen. Da stand dieser Goalie in diesem roten Pullover nahe der Mittellinie in der eigenen Platzhälfte. Aufgerückt. Und jetzt kommt das Stand-, Kunstbild: Dieser Goalie im roten Pullover stand genau da, wo er stehen musste. Punktgenau dort. Man könnte es einem Goalie befehlen, ungefähr dort zu stehen, aber über eine Anweisung würde er noch nicht genau dort stehen, wo er stand. Eine Art Goldener Fussball-Goalie-Eckball-Aufrück-Schnitt – 4/9 der Distanz vom eigenen Tor weg, 5/9 vom gegnerischen.
Normalerweise hat Grädel seit Jahren diesen Impuls, in solchen Situationen den Goalie wie eine Schachfigur an den richtigen Platz zu schieben. Viele Goalies stehen zu weit hinten (die allermeisten) oder ein wenig zu weit rechts oder links, aber irgendwie nicht ganz am richtigen Ort. Wölfli nicht, er nicht! Wow
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