Sparpotenzial noch nicht ausgeschöpft
Honda ist aus der Formel 1 ausgestiegen, Subaru und Suzuki verzichten auf weitere Einsätze in der Rallye-WM, und auch in anderen Rennserien hinterlässt die globale Wirtschaftskrise markante Spuren. Es gibt aber auch positive Signale.
Für viele war es ein Schock, als Honda-Chef Takeo Fukui den sofortigen Rückzug aus der Formel-1-WM bekannt gab. Das Ende des 1997 als British American Racing gegründeten Rennstalls muss das aber nicht bedeuten. Bis Ende Januar haben Nick Fry und Ross Brawn Zeit, einen Käufer zu finden, um beim Saisonstart am 29.März in Melbourne unter einem neuen Besitzer dabei zu sein. Eine ganze Reihe von Interessenten sind dafür im Gespräch. Am höchsten gehandelt werden Investoren aus Kuwait um den früheren Teamchef David Richards, der mit seiner Firma Prodrive schon vor einem Jahr an die Formel-1-Türen geklopft hatte, wegen Reglementsunklarheiten aber nicht hineingelassen wurde.Richards selbst ist ebenfalls ein Opfer der Wirtschaftskrise. Prodrive war für die Einsätze von Subaru in der Rallye-WM verantwortlich, und auch damit ist Schluss. «Unser Geschäftsumfeld hat sich durch den schnellen Zerfall der Weltwirtschaft dramatisch verändert. Deshalb haben wir entschieden, unsere WM-Aktivitäten zum frühestmöglichen Zeitpunkt einzustellen», begründete Ikuo Mori von Fuji Heavy Industries. Ähnlich tönt es bei Suzuki, das nach nur einem Jahr wieder aus der Rallye-Königsklasse ausgestiegen ist und dort Citroën und Ford allein zurücklässt.In der Not erstmals vereintNicht nur japanische Automobilhersteller ziehen die Reissleine. Bei den «Big three» in den USA geht es ums Überleben, und das bleibt nicht ohne massive Eingriffe in die Motorsport-Budgets. Selbst vergleichsweise weniger Betroffene sehen sich vor: Audi hat sich aus den europäischen «Le Mans Series» zurückgezogen, Porsche reduziert sein Engagement in der «American Le Mans Series» – und damit ist längst noch nicht alles ausgestanden. Der Krebsgang der Automobilindustrie zieht weite Kreise. Für die Formel 1 muss das kein Unglück sein. In der Not haben sich die FIA unter dem nach der peinlichen Sexaffäre wieder erstarkten Max Mosley und die neu in der Fota vereinten Formel-1-Teams erstmals zusammengerauft und ein massives Sparprogramm beschlossen, das die ins Uferlose gewachsenen Kosten erst einmal um rund 30 Prozent reduziert. «Wir sind auf dem Weg zur Besserung», sagt Renaults Formel-1-Teamchef Flavio Briatore. «Wir brauchen aber weitere Reduktionen, um wieder gesund zu werden.» Im Visier hat er zusätzliche Einheitsteile, Personal- und Testeinschränkungen – auch im Windkanal: «Guter und vielleicht sogar besserer Rennsport als jetzt lässt sich mit einem Drittel des heutigen Aufwands bewerkstelligen.»Selbst Mateschitz bremstNoch sind die dunklen Wolken über einigen Formel-1-Teams nicht verschwunden. Die Einführung des Energierückgewinnungssystems (Kers) als Technik der Zukunft widerspricht den Spartendenzen und reisst einen Graben zwischen BMW als vehementestem Befürworter und den meisten anderen Herstellern, die von ihren Mutterkonzernen unter Druck gesetzt werden. Ferrari freut sich zwar über einen neuen Umsatzrekord, doch Mama Fiat ist verzweifelt auf Partnersuche, um den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein. Toyota ist erstmals überhaupt in die roten Zahlen gerutscht, und auch die deutschen Hersteller sind zu Einschnitten gezwungen. Selbst Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz, der nach Gerhard Bergers Rückzug nun auch ToroRosso am Hals hat, mahnt in dieser Situation zur Zurückhaltung.Sollten sich David Richards Pläne mit der bisherigen Honda-Crew nicht realisieren lassen oder einem anderen Team der Atem ausgehen, bedeutet das aber noch lange nicht das Ende der Formel 1. Die grossen Rennställe wären jederzeit in der Lage, drei Fahrzeuge an den Start zu bringen. In anderen Rennserien wird die Luft jedoch dünner.Peter Lattmann>
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch