
In der National League werden in dieser Saison fleissig Trainer entlassen, 6 von 14 Teams haben einen anderen als noch zu Beginn. Das ist Schweizer Rekord! Und es bestätigt jene Kritiker, die den Clubs Heuchelei vorwerfen, weil sie während Corona den Willen zum Sparen betont hatten. Nun gibt es aber auch Stimmen, die sagen, dass Trainerwechsel Geld einsparen können. Weil ohne Entlassung die Resultate immer schlechter, folglich der Erfolg immer kleiner und Zuschauerzahlen immer tiefer würden.
Schauen wir die Wechsel unter diesem Aspekt an. Eine Trainerentlassung ist zunächst aber fast immer auch ein Scheitern im Management. Entweder wurde der falsche Coach ausgewählt, oder der Vertrag entpuppte sich als zu lang. Am deutlichsten zeigte sich dies in Lugano, wo Chris McSorley nach acht Spielen mit neun Punkten gehen musste. Auch weil es auf zwischenmenschlicher Ebene mit Trainer und Team nicht mehr funktionierte.
Es folgte der junge Luca Gianinazzi (29) und damit eine neue Trainerphilosophie. Seine Bilanz (1,35 Punkte pro Spiel) ist besser, nicht nur darum dürfte dieser Wechsel am meisten Sinn ergeben. Allerdings: Das fast ligaweite, aber insbesondere bei Lugano krasse Auf und Ab konnte der Jungtrainer auch noch nicht bekämpfen. Nach zuletzt mehreren guten Leistungen lagen die Tessiner am Dienstag zuhause gegen Fribourg nach dem Startdrittel 0:5 zurück!
Ajoie feuerte Filip Pesan als abgeschlagener Letzter, seit Sportchef Julien Vauclair an der Bande steht, punkten die Jurassier regelmässig. Bleibt dieser Boost nachhaltig und sichert sich Ajoie den Ligaerhalt, hat sich wohl auch dieser Wechsel gelohnt.
Die ZSC Lions und der HC Davos machten fast das exakt Umgekehrte.
Speziell wird es bei den Clubs, die den Trainer entliessen, als sie in den Top 6 klassiert waren: Bern, der ZSC und Davos. Johan Lundskog holte mit Bern in 20 Spielen 31 Punkte, Nachfolger Toni Söderholm kam nach ebenso vielen Partien auf 28 Punkte. Der Finne hat allerdings mit deutlich grösserer Verletzungsmisere zu kämpfen. Man kann es sich natürlich einfach machen, dies ignorieren und als Ausrede abtun. Doch wenn fast die halbe Abwehr, darunter auch die meisten der spielerischen Elemente, verletzt fehlt, dann hat das halt grosse Auswirkungen auf das Spiel der Mannschaft und sind einem Trainer taktisch die Hände gebunden. Ansonsten könnte man ja irgendwelche Leute aufs Eis stellen …
Interessant sind die Wechsel in Zürich und Davos. Sie zeigen auch, dass es keine richtige oder falsche Spielphilosophie gibt: Der ZSC wechselte von viel Puckkontrolle mit Rikard Grönborg auf schnelleres, direkteres, aber auch hektischeres Spiel mit Marc Crawford. Die Resultate sind vorerst nicht besser geworden.
Der HCD machte vereinfacht gesagt das Umgekehrte: Waltteri Immonen änderte als Erstes den Spielaufbau und setzt dabei auf mehr Scheibenkontrolle – ähnlich wie sein Landsmann Söderholm in Bern. Das Spiel des HCD dürfte nun wohl weniger hektisch und defensiv etwas ruhiger und strukturierter sein. Allerdings, ebenfalls ähnlich wie beim SCB mit Söderholm, auf Kosten der Offensive: Davos schoss in sieben Spielen seit dem Trainerwechsel nur 16 Tore.
Bleibt noch der Unruheherd Lausanne. Nicht nur böse Zungen behaupten, dass dort diese Saison die Besetzung des Trainerpostens zweitrangig ist. John Fust wurde nach 19 Spielen mit 20 Punkten zum Sportchef, Nachfolger Geoff Ward hatte kürzlich die 19. Partie, er stand da bei 23 Punkten. Ob die zuletzt vier Siege nun wirklich der Start zu besseren und ruhigeren Zeiten sind? Für das definitive Urteil ist es noch zu früh.
Lohnen sich also Trainerwechsel in der Regel langfristig? Der kurze Blick auf den Mikrokosmos National League sagt: eher nicht.
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Rekord im Schweizer Eishockey – So viele Entlassungen wie noch nie – was bringt das?
Bereits sechs Teams haben diesen Winter in der National League den Coach gewechselt. Wo es sich gelohnt hat.