ZoomSkulpturen des Zufalls
Wellbleche, Baugruben, steile Felswände und viel Gestrüpp: Georg Aerni sucht in «Silent Transition» nach Spuren der Veränderung.

Hier: Berge, aus denen Betonmonster wachsen. Dort: Bäume, die sich ganz langsam den Stacheldraht einverleiben, der sie einschnürt. Und dazwischen: Wellbleche, Holzscheite, Steinbrüche, Baugruben, Plastikplanen, Brücken, Gestrüpp und steile Felswände.


In seinem neuen Bildband «Silent Transition» zeigt der Zürcher Fotograf und Künstler Georg Aerni eine Welt voll rätselhafter Bauwerke. Oder wie es Mitherausgeber Peter Pfrunder formuliert: «Skulpturen, die nie als Skulpturen gedacht waren.»


«Silent Transition» versammelt Bilder aus den letzten zehn Jahren, in denen Aerni als Flaneur und Reisender unterwegs war. Etwa in Andalusien, wo die Plastikplanen der Treibhäuser ein glimmend weisses Meer bilden. Oder in Ägypten, wo einzig die Fernsehantennen von menschlichem Leben in einer menschenfeindlichen Gegend zeugen.



Oft findet Aerni seine Sujets auf Satellitenbildern, er beobachtet dabei immer auch den Wandel der Topografie. Er sucht aber nicht nur in die Ferne. Auch die Wälder im Aargau oder eher unbekannte Gebiete wie der Geissberg gehören zu seinen Studienobjekten.



Aerni, 1959 in Winterthur geboren, studierte Architektur, wandte sich aber kurz darauf ganz der Fotografie zu. Der Blick des Architekten jedoch ist geblieben: diese Suche nach Strukturen, auch im Unfertigen, im Chaos.
Wenn er mehrere Bilder des gleichen Motivs – etwa die eigenwilligen Olivenbäume in Süditalien – im Buch als Serie arrangiert, erinnert das an die berühmten Arbeiten von Bernd und Hilla Becher, nur dass es bei Aerni eben nicht primär um Industriearchitektur geht, sondern um die Spuren der Veränderung. Natürlich hat der Mensch hier den grössten Einfluss. Aerni führt in «Silent Transition» aber auch eindrücklich vor, wie sich die Natur ihr Gebiet als Bauherrin immer wieder zurückerobert.
Ausstellung «Silent Transition»: 11. Juni bis 16. Oktober, Fotostiftung Schweiz Winterthur
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