Sinn Féin erobert den Süden
Sie sind die Profiteure von Irlands Krise: Gerry Adams Republikaner, einst der politische Arm der IRA, wollen in Dublin für eine neue Politik sorgen. In Nordirland tun sie das bereits.

Eine irische Nachwahl ist eigentlich kein weltbewegendes Ereignis. Dass für einen frei gewordenen Sitz im irischen Parlament, dem Daíl, ein neuer Abgeordneter bestellt wird, hat normalerweise eher lokale Bedeutung. Den Urnengang vom Donnerstag im Wahlkreis Donegal-Südwest jedoch verfolgte ganz Irland mit gespanntem Interesse. Der Grund ist die schwere Finanzkrise, welche stabile politische Verhältnisse in Dublin noch notwendiger macht. Und mit dem erwarteten Sieg der Opposition in Donegal droht Brian Cowens regierende Fianna Fáil weiter ins Wanken zu geraten. Verliert sie heute das Mandat in Donegal-Südwest, kann sie sich im Daíl nur noch auf eine Zwei-Stimmen-Mehrheit stützen – die Stimmen von notabene zwei parteilosen Abgeordneten, die in den vergangenen Tagen bereits begonnen haben, sich von der Regierung abzusetzen.