«Simbabwe ist mein Land»
Simbabwe bereitet sich auf trübe Weihnachten vor. Cholera, Mangel an Nahrungsmitteln und Staatsterror treiben Unzählige ins Exil. Den Präsidenten kümmert das wenig: Er hält an der Macht fest – und bringt Neuwahlen ins Spiel.
Die Nachrichten aus Afrikas Krisenstaat Simbabwe nehmen immer absurdere Formen an. «Was auch immer passiert: Simbabwe ist mein Land», sagte Präsident Robert Mugabe während der 10. Jahreskonferenz seiner Partei Zanu-PF am Wochenende – und erteilte auf diese Weise den immer lauter werdenden Forderungen nach seinem Rücktritt wieder einmal eine Absage. Washingtons Afrika-Beauftragte Jendayi Frazer sieht es inzwischen als erwiesen an, dass Mugabe «seinen Verstand verliert». Mit einem Präsidenten, der den Bezug zur Realität dermassen deutlich verloren habe, sei auch die im September unterzeichnete Vereinbarung zur Machtteilung zwischen Zanu-PF und der oppositionellen Bewegung für demokratischen Wandel (MDC) nicht möglich, sagte Frazer während eines Besuchs in Südafrika: Ganz abgesehen davon, dass Mugabe keine Gelegenheit auslasse, aller Welt zu zeigen, dass er zur Machtteilung in Wahrheit gar nicht willens ist. Denn wie anders kann seine Feststellung verstanden werden, dass Simbabwe in Wahrheit «sein Land» sei? Kehrtwende der USASowohl die amerikanische wie in ihrem Gefolge auch die britische Regierung haben ihre Zusage inzwischen revidiert, eine simbabwische «Koalitionsregierung» zu unterstützen: Dies könne nur unter der Voraussetzung zugesichert werden, dass Mugabe nicht Teil der Vereinbarung sei, heisst es jetzt. Dass überhaupt eine gemeinsame Regierung zustande kommt, ist ohnehin immer unwahrscheinlicher: Oppositionschef Morgan Tsvangirai drohte am Freitag bereits sein endgültiges Ausscheren aus dem sich schon seit Monaten dahinschleppenden Verständigungsprozess an, falls die Regierung mit ihrer wieder neu aufgenommenen Repressionswelle fortfahre, in deren Rahmen schon wieder mehr als 40 Oppositionsmitglieder willkürlich aufgegriffen wurden und seitdem verschwunden sind.Weimarer Rekord übertroffenAuch Mugabe scheint sich auf den Total-Kollaps des vom südafrikanischen Ex-Präsidenten Thabo Mbeki höchst unvollkommen eingefädelten Deals einzustellen: Er deutete am Wochenende die Möglichkeit von Neuwahlen in den nächsten «ein bis zwei Jahren» an. Doch wie der nackte Kaiser seinen untergehenden Staat noch so lange über Wasser halten will, ist fraglich: Ausser den derzeit 20000 Cholera-Infizierten sind bald 5,5 Millionen Simbabwer auf Nahrungsmittelhilfe aus dem Ausland angewiesen. Schliesslich hat die Landeswährung mit einer Inflationsrate von geschätzten 2,8 Billiarden (2 800 000 000 000 000) Prozent inzwischen den von der Weimarer Republik gehaltenen historischen Weltrekord eingeholt. Die letzte offizielle Rate lag bei 231 Millionen Prozent und wurde im Oktober veröffentlicht – sie ist längst überholt. Hätte die Zentralbank nicht immer wieder Nullen von ihrer Landeswährung gestrichen, wäre ein US-Dollar, der bei der Unabhängigkeit des Landes noch schwächer als sein simbabwisches Äquivalent war, heute zehn Trilliarden Simbabwe-Dollar wert.>
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