ZoomSie wollen alles
Mali Lazell und Julia Haenni porträtierten am 14. Juni 2019 Frauen, die auf die Strasse gingen, und fragten: Was wollt ihr? Entstanden ist ein starkes Buch mit poetischen Zeilen und entschlossenen Statements.

«Ich will ein Mensch sein», sagt Charlyne (erstes Bild unten). Gleich darauffolgend Soulmaz: «Ich will mehr Liebe.» Rispa sagt: «Ich will Gleichberechtigung im wahrsten Sinne.» «Heteronormativität raus aus den Köpfen» wollen Rahel und Ximena. Und dann Zora: «Ich will nüm es starchs Meitli sii… ich will eifach starch sii.»





Zora blickt einen an vom Cover des neuen Bildbandes «Ich will alles! Streikporträts» der beiden Zürcher Künstlerinnen Mail Lazell und Julia Haenni. Spontan besorgte Lazell am Morgen des 14. Juni 2019 im Brockenhaus zwei grosse Leintücher und baute auf dem Kanzleiareal ein Fotostudio auf. Sie ahnte: «Das wird ein dickes Ding, dieser Tag.» Und wollte ihn festhalten – ebenso wie Haenni, Autorin und Theaterregisseurin, die die Frauen um Statements bat.
Chantal und Deana (folgende zwei Fotos) waren die Ersten. «Danach habe ich die Kamera vier Stunden lang nicht mehr aus der Hand gelegt, und Julia schrieb wie wild», so Lazell. Rund um sie entfaltete sich die grösste politische Aktion in der Schweiz seit dem Generalstreik 1918. Und die Frauen erzählten, was sie wollten: auf der Strasse, im Leben.


«Dass die Frauen so zahlreich, energisch und solidarisch auftraten, hat mich beeindruckt. Auch, dass so viele Junge dabei waren», so Lazell.







Die über 90 Frauen blicken direkt in die Kamera – fordernd, nachdenklich, stolz, stark. Begleitet werden die Fotos durch einen Text, den Haenni vor dem Streik ursprünglich fürs Theater geschrieben hatte. Sie erzählt darin von einem Summen, das Frauen erst in die Stadt tragen und das sich von dort aus wie ein Teppich immer weiter ausbreitet. Und am Ende des Buches ist es richtig laut, im Kopf, im Herz.




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