Alphorn in BerlinDie Bernerin, die mit ihrem Alphorn die Berliner verzückt
Mit dem langen Instrument verblüffte die Gsteigwilerin Marie-Louise Bangerter schon die Musikszene in der DDR. Auch heute noch sorgt die Wahlberlinerin für exotische Momente.

Voll beladen sieht Marie-Louise Bangerter aus, als sie an diesem sonnigen Novembertag im milden Herbstlicht über die Landebahn des ehemaligen Zentralflughafens Tempelhof geht. Sie sieht voll beladen aus, obwohl sie ihr Instrument kompakt verpackt hat. Die 62-jährige Wahlberlinerin bleibt stehen, nimmt ihr Alphorn hervor, steckt die Teile zusammen und legt den Corona-Mundschutz ab. Ein Velofahrer bremst, schaut interessiert und fragt: «Was ist das für ein Instrument?» Ein Alphorn, sagt Bangerter und blinzelt freundlich in die gleissende Sonne. Der Himmel ist fast unnatürlich blau, das geschliffene Holz des Alphorns reflektiert das Licht. Bangerter und ihr Alphorn, dahinter die stillgelegten Hangare, der Tower: Es ist ein Bild, das in seinem Kontrastreichtum disharmonischer und doch harmonischer kaum sein könnte.