Selbst im Tod keine Ruhe
Knapp vierzig Jahre nach Maria Callas' Ableben bringt Estefania Miranda im Stadttheater eine Annäherung an die Primadonna auf die Bühne. Eine überfrachtete Hommage, in der die Musik über den Tanz triumphiert.

Es knistert. «You have to do your job», sagt Maria Callas, die heimatlose Griechin aus New York, die ebenso bewundert wie gehasst wurde, nachdem sie zur Primadonna assoluta der Opernwelt und des Boulevard aufgestiegen war. Eine Rätselhafte voller Widersprüche. Und das wird sie auch nach diesem Tanzabend bleiben. Auf der Bühne im Stadttheater hat sich ein Guckkasten geöffnet. Ein Blick in die Vergangenheit: Die flimmernde Tapete markiert eine Luxussuite in Paris. Es ist Callas' Totenzimmer. Sie liegt seitlich am Boden, als schliefe sie, das Gesicht vom Publikum abgewandt. Wie von Geisterhand tastet ein Lichtspot ihren Körper ab. Und plötzlich erhebt sich hinter der Toten eine zweite Callas. So sah sie früher aus, als sie jünger und dreissig Kilos schwerer war, bevor sie auf der Rasierklinge zu leben begann, sich kasteite, um wie ein Phönix aus der Asche aufzuerstehen. Soweit ist man hier noch nicht. Von allen Seiten bedrängen sie Schattengestalten. Eine Trauergemeinde wie Dämonen, die gestikulieren und sich vermehren. Die Schatten wachsen zum furchterregenden Spinnennetz in Zeitlupe. Es ist eine Frage der Zeit, bis sie sich über den Körper der Callas hermachen. Eine starke Ouvertüre. Aber sie dauert, real rund zwanzig Minuten, gefühlt viel länger. Doch dann beginnt Russin Alexandra Lubchansky (Sopran) die Dunkelheit mit ihren Koloraturen zu füllen. Schön, wie sie den Klang ausschickt und auf ein Echo wartet. Es kommt aus dem Orchestergraben. Und noch einmal geht ein Vorhang auf.