Schweizer Team erbt Olympia-Bronze
Die Schweizer Springreiter gewinnen nachträglich die Olympia-Bronzemedaille von Hongkong. Vier Monate nach dem Teamwettbewerb wurde den Norwegern, die auf Rang 3 geritten waren, die Medaille wegen Doping aberkannt.
An den Olympischen Spielen im August geriet der norwegische Springreiter Tony André Hansen unter Dopingverdacht. Vier Monate nach den Reitwettbewerben in Hongkong hat das Tribunal des Internationalen Reitverbandes (FEI) endlich entschieden: Hansen wird verurteilt, die Schweiz erbt von den Skandinaviern die Team-Bronzemedaille. Damit hat die Schweiz nachträglich die siebte Olympia-Medaille an den Sommerspielen in China gewonnen. «Das lange Warten ist vorüber. Jetzt erhalten wir endlich die Auszeichnung, die uns zusteht», sagt der Schweizer Equipenchef Rolf Grass. «Die Medaille ist eine späte Genugtuung und gleichzeitig die Krönung unserer Anstrengungen, die wir unter Einhaltung des Reglements verdient haben. Ich freue mich vor allem für unsere Reiter und die Besitzer unserer Spitzenpferde, die auf so vieles verzichtet haben.» Die spezielle Vorbereitung in Zusammenarbeit mit den Unikliniken in Bern und Zürich habe sich letztlich ausbezahlt. Grass: «Wir waren in Hongkong das beste Team Europas.» Hansen will rekurrieren Nach positiver A- und B-Probe des Pferdes Camiro auf das verbotene Mittel Capsaicin und zahlreichen Hearings fiel der Entscheid des FEI-Tribunals erwartungsgemäss aus. Dadurch verlor die norwegische Equipe, die hinter den USA und Kanada Mannschaftsdritte wurde, die olympische Bronzemedaille im Teamwettbewerb an die Schweiz. Wegen drei Punkten hatte die Schweizer Equipe mit Christina Liebherr/No Mercy, Pius Schwizer/Nobless, Niklaus Schurtenberger/Cantus und Steve Guerdat/Jalisca Solier das grosse Ziel zunächst verpasst und wurde nun nachträglich belohnt. Die FEI sperrte Hansen am Montag für viereinhalb Monate, verordnete ihm eine Geldstrafe von über 3500 Franken und die Verfahrenskosten von gut 8000 Franken und disqualifizierte ihn nachträglich von allen Wettbewerben der Reiterspiele in Hongkong. Da seine Sperre rückdatiert wird, endet sie bereits am 2.Januar 2009. Hansen hat 30 Tage Zeit, um vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) gegen die Entscheidung Berufung einzulegen. Sein Schweizer Anwalt Ulf Walz hatte schon vor Wochen Rekurs bei der höchsten Sportinstanz angekündigt, falls sein Mandant disqualifiziert würde. Er bemängelte das schleppende Verfahren. Das Urteil war ursprünglich bis Anfang Oktober angekündigt worden, doch Informationen und Transparenz waren trotz Bemühungen nicht erhältlich. Der Dachverband hüllte sich wochenlang in Schweigen. Tony André Hansen war nach Christian Ahlmann (De), Rodrigo Pessoa (Br), Bernardo Alves (Br) und Denis Lynch (Irl) der fünfte Springreiter, der in Hongkong des Dopings überführt wurde. Alle haben das verbotene Medikament Capsaicin benutzt, das die Durchblutung der Pferde anregen soll, aber auch zur Schmerzbehandlung verwendet wird. Capsaicin, das auch in der Humanmedizin benutzt wird, wird entweder als Paste oder als Lotion verabreicht. Es wird aus der Chili-Schote gewonnen.Verschiedene Strafmasse Eigenartig mutet an, dass die erwischten und überführten Springreiter zum Teil verschiedene Strafmasse verbüssen müssen. Lynch wurde für drei Monate gesperrt, Alves für dreieinhalb, Ahlmann für vier, und nun Hansen wie Pessoa für viereinhalb. Dabei hatten alle die gleiche Substanz benutzt – am Rücken der Pferde als Medikation oder an den Beinen zur Sensibilisierung.Peter Wyrsch >
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