Schweizer Rohstoffkonzern unter Korruptionsverdacht
Bei Geschäften von Trafigura mit dem maltesischen Energieunternehmen Enemalta sollen Schmiergelder geflossen sein. Spuren des Korruptionsfalls führen von Malta nach Gibraltar und in die Schweiz.

Das Rohstoffhandelsunternehmen Trafigura, das sein Hauptquartier in Luzern hat, sorgt auf der Mittelmeerinsel Malta für unrühmliche Schlagzeilen. Denn es geht um Geschäfte, bei denen Schmiergeldzahlungen im Spiel waren, wie das Nachrichtenportal «Malta Today» meldet. Eine zentrale Figur im mutmasslichen Korruptionsfall ist ein Geschäftsmann namens Frank Sammut, der einem Beratungsgremium von Enemalta angehörte. Enemalta ist das einzige maltesische Energieversorgungsunternehmen.
Geldüberweisungen von Trafigura an eine Bank im Tessin
Gemäss Dokumenten aus dem Jahr 2004, die «Malta Today» vorliegen, belieferte Trafigura das staatliche Unternehmen Enemalta unter anderem mit schwefelarmem Heizöl. Enemalta soll jährlich für rund 360 Millionen Euro bei Trafigura eingekauft haben. Bei diesen Geschäften leistete Trafigura jeweils Zahlungen für angebliche Beratungsleistungen an ein Unternehmen mit Sitz auf Gibraltar. Das Brisante: Diese Firma gehörte Frank Sammut, der früher selbst in jener Kommission sass, die Enemalta bei der Beschaffung von Öl beriet und gemäss der Zeitung «Times of Malta» zur fraglichen Zeit ein Beratungsmandat des Enemalta-Chefs ausübte.
Sammut, ein umtriebiger Geschäftsmann, soll jährlich um die 300'000 Dollar von Trafigura erhalten haben. Diese Gelder flossen auf ein Bankkonto von Sammut bei der HSBC-Filiale in Lugano, wie «Malta Today» weiter berichtet. Nach Ansicht der maltesischen Strafverfolgungsbehörden handelt es sich bei den Geldüberweisungen von Trafigura an Sammut nicht um Zahlungen für Beratungsleistungen, sondern um Bestechungsgelder. Bei den Ermittlungen geht die Polizei auch der Frage nach, was die maltesische Regierung über die Geschäfte zwischen Enemalta und Trafigura wusste.
EVB: Typisch für Korruptionsanfälligkeit des Rohstoffhandels
Die Medienstelle von Trafigura Beheer B.V. in Genf hält in einer Stellungnahme fest, dass es sich um schwerwiegende Vorwürfe gegen ihr Unternehmen handle. Trafigura habe sich allerdings bei ihren Angeboten immer an die Regeln der öffentlichen Ausschreibungen der Ölbeschaffungskommission der maltesischen Regierung gehalten. Man werde die Angelegenheit im Auge behalten, teilt der Rohstoffkonzern weiter mit.
Der mutmassliche Korruptionsfall, zu dem sich Trafigura bisher nicht äussern will, ist der schweizerischen Bundesanwaltschaft nicht bekannt, wie es auf Anfrage hiess. Eine Stellungnahme gab es bei der Nichtregierungsorganisation Erklärung von Bern (EVB). «Der Fall zeigt exemplarisch, wie korruptionsanfällig der Rohstoffhandel ist», schreibt die EVB. «Es braucht hier dringend mehr Transparenz bei den Zahlungsflüssen, aber auch bezüglich der Verträge und der Besitzverhältnisse der beteiligten Firmen.»
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