SBB und BLS arbeiten an einem neuen Deal
Die beiden Bahnunternehmen wollen bei der Aufteilung der Fernverkehrslinien nun doch einen Kompromiss aushandeln.

Bereits diesen Dezember hätten die ersten BLS-Regioexpress-Züge von Bern nach Biel und Olten rollen sollen. Das Bundesamt für Verkehr (BAV) hat das Schweizer Fernverkehrsnetz neu ausgeschrieben – und der BLS letztes Jahr die beiden Linien zugeschlagen.
Die SBB stellten sich jedoch quer und zogen den Entscheid ans Bundesverwaltungsgericht weiter. Doch womöglich müssen die Richter in St. Gallen nun doch kein Urteil fällen. Die Bundesbahnen teilten gestern überraschend mit, dass sie die Verhandlungen mit der BLS vor «einigen Wochen» wieder aufgenommen hätten. Ziel sei, eine «einvernehmliche Lösung» zu finden – und dies bis Ende September. Die SBB haben ihre Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht deshalb auf Eis gelegt.
Auf welche Lösung die Verhandlungen hinauslaufen, wollten die beiden Bahnen gestern nicht sagen. Es scheint jedoch fraglich, ob die SBB vor Gericht obsiegt hätten. Die Bundesbahnen wollen um jeden Preis verhindern, dass Teile der Konzession für den Fernverkehr an eine andere Bahn gehen. Sie haben der BLS deshalb stets angeboten, unter dem Mantel einer SBB-Konzession einige Linien zu betreiben. Auf eine solche Lösung hatten sich die SBB mit der Südostbahn verständigt. Und darauf dürfte auch der Deal hinauslaufen, an dem die Bahnen nun arbeiten.
BLS hält sich bedeckt
Damit die BLS auf ihre eigene Konzession verzichtet, müssen ihr die SBB ein Paket anbieten, das attraktiver ist als die beiden vom BAV zugeteilten Regioexpress-Linien nach Biel und Olten. Ursprünglich hatte die BLS hochfliegende Pläne: Die Berner Bahn wollte Intercitys von Basel nach Interlaken und Brig sowie drei Regioexpress-Linien betreiben – und dies ebenfalls partout mit einer eigenen Konzession. Inwiefern die BLS nun bereit ist, davon abzurücken, wollten die Verantwortlichen gestern nicht sagen. «Rahmenbedingung ist für uns nach wie vor der eigenständige und eigenwirtschaftliche Betrieb von Linien», hiess es aus der BLS-Zentrale lediglich.
Die Wiederaufnahme der Verhandlungen wird die beiden Chefs Andreas Meyer (SBB) und Bernard Guillelmon (BLS) einiges an Überwindung gekostet haben. Gut möglich, dass der Bund als Eigner der SBB-Spitze nahegelegt hat, sich mit der BLS nochmals an einen Tisch zu setzen. Doch auch die BLS ist daran interessiert, die jetzige Planungsunsicherheit zu beenden, anstatt auf das Gerichtsurteil zu warten.
Chliforst kommt so oder so
Sicher nicht Teil des Kompromisses sein wird die geplante neue Werkstätte der BLS. Die SBB köderten die BLS vor zwei Jahren mit dem Angebot, sie könnte die SBB-Werkstätte in Biel nutzen und so auf den umstrittenen Neubau im Chliforst in Berns Westen verzichten. Doch die BLS wies diese Variante als untauglich zurück, weil die Züge zu weit weg vom Knotenpunkt Bern gewartet würden. Die Werkstätten für die S-Bahn seien «nicht Gegenstand der laufenden Verhandlungen», teilt BLS-Sprecherin Barbara Weber mit.
Ebenfalls nicht Teil eines Deals wird ein Verkauf der BLS sein. Die SBB hatten mit dem Gedanken gespielt, die grösste Schweizer Konkurrentin aufzukaufen. Doch der Mehrheitsaktionär, der Kanton Bern, winkte dankend ab.
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