Elektronischer AusweisSBB-Kunden brauchen schon bald das Swiss-ID-Login nicht mehr
Die Bahn trennt sich vom Login-Verfahren der Post. Wer online ein Zug-Ticket kaufen will, benötigt nur noch ein Swisspass-Login. Für die Post ist das ein Rückschlag.

Wer ein Zugbillett kaufen will, soll sich fortan nicht mehr mit der Swiss ID beim Ticketshop anmelden. Stattdessen kommt das eigene Login-Verfahren zum Einsatz. «Wir fokussieren auf das bewährte Swiss-Pass-Login der ÖV-Branche», schreiben die SBB in einem Einblender auf der Website. Damit werde die Anmeldeseite «übersichtlicher und nutzerfreundlicher» gestaltet.
Dass die Swiss ID plötzlich ausrangiert wird, erstaunt. Schliesslich haben die SBB die Firma Swiss Sign, die das Login-Verfahren entwickelt hat, vor fünf Jahren gemeinsam mit der Post aus der Taufe gehoben. Nun verliert das Unternehmen eine wichtige Kundin.
Bei der Post, inzwischen die alleinige Besitzerin des Unternehmens, gibt man sich gelassen. «Wir bedauern jeden Kunden, der sich für eine andere Lösung entscheidet», sagt Mediensprecherin Léa Wertheimer. Die Zahl der SBB-Kundinnen und -Kunden, welche die Swiss ID genutzt haben, sei gering gewesen: «Deshalb ist es möglich, dass für dieses Unternehmen das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht ausreichend war.»
Zudem sei die Anbindung der Swiss ID an die interne Lösung der SBB nicht optimal gewesen. «Wir sind mit den SBB aber weiterhin im Gespräch, um für die Zukunft neue und gemeinsame Lösungen zu suchen.» Weitere Kündigungen seien keine bekannt, sagt Post-Sprecherin Wertheimer: «Im Gegenteil, eben konnte Swiss Sign Verträge mit neuen Kunden unterzeichnen.»
Rund 2,2 Millionen Swiss-ID-Nutzer
Der Ausstieg ist ein Rückschlag für die Swiss ID. Dabei begann das Vorhaben 2017 verheissungsvoll. Mit Unterstützung der SBB, der Post, der Swisscom sowie diverser Banken, Finanzdienstleister, Versicherungen und Krankenkassen ging der digitale Ausweis an den Start.
Ein Identifikationsdienstleister wie Swiss Sign ist für Unternehmen, Banken und Versicherungen durchaus attraktiv: Sie ersparen sich damit die kostenintensive Entwicklung eigener Software. Sie müssen sich nicht um heikle Sicherheitsfragen kümmern. Und sie fahren günstiger: Während bei der Swiss ID pro Anmeldevorgang 35 bis 60 Rappen fällig werden, müssen sie bei einer eigenen Lösung rasch einmal mehrere Franken budgetieren – einen Bärenanteil dafür für den telefonischen Kundensupport.
Am Anfang konnte Swiss Sign denn auch einige Erfolge verbuchen. Es schien denkbar, dass die Swiss ID wirklich zur schweizweiten Identifikationslösung werden – und sowohl für Einkäufe wie dereinst für Behördengänge oder Abstimmungen eingesetzt werden könnte. Rund jede fünfte Person in der Schweiz hat mittlerweile ein Swiss-ID-Konto – rund 2,2 Millionen Personen. Neun Kantone nutzen die Login-Lösung.
Katerstimmmung nach der E-ID-Abstimmung
Doch bald schon machte die Euphorie der Ernüchterung Platz. Allmählich verabschiedet sich ein Unterstützer nach dem anderen. Nachdem die Schweizerinnen und Schweizer im letzten Frühling das E-ID-Gesetz abgelehnt hatten, herrschte bei der Swiss-Sign-Gruppe Katerstimmung. Im Sommer wurde nach Investoren für das Unternehmen gesucht.
Schliesslich übernahm die Post, die bislang eine Beteiligung von 17 Prozent hatte, die Swiss Sign Group im Oktober vollständig. Die Post wollte den Zugang zu ihren elektronischen Diensten selber kontrollieren. Zudem brachte sich die Post in Stellung, falls es dereinst doch eine elektronische ID geben sollte.
Mathias Born ist Redaktor und Datenjournalist im Wirtschaftsressort. Er bearbeitet seit dem Jahr 2000 als Journalist Technik-, Service- und Wirtschaftsthemen. Mathias Born hat ein Studium in Medienwissenschaft und Zeitgeschichte sowie eine Datenjournalimus-Ausbildung abgeschlossen.
Mehr Infos@thisssSimone Luchetta ist Wirtschaftsredaktorin bei Tamedia. Die studierte Germanistin schreibt hauptsächlich über Arbeit, Technologie und Cybersecurity. Sie hat zudem eine Weiterbildung in Datenjournalismus abgeschlossen.
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