Peter Eberhart tritt zurückRückschlag für Impfskeptiker bei Angriff auf Grossratssitze
Der Oberländer koordinierte die Rekrutierung von Kandidierenden für das bernische Kantonsparlament. Nun ist er zurückgetreten.

Peter Eberhart ist nicht mehr Co-Präsident von «Aufrecht Schweiz». Der Drogist hat am Montag über seinen Rücktritt informiert. Als Grund für seinen Rücktritt nennt Eberhart «die vielen Rückmeldungen von verunsicherten Kunden und Geschäftspartnern» auf die Berichterstattung in dieser Zeitung.
Der Familienbetrieb der Eberharts ist seit Jahren im Berner Oberland tätig, Peter Eberhart steht dem Unternehmen aber schon seit mehreren Jahren nicht mehr vor. «Der Betrieb hielt sich bisher an alle staatlichen Massnahmen im Zusammenhang mit der Pandemie», schreibt Eberhart. Zudem seien alle Mitarbeitenden geimpft oder genesen. Weil die Auswirkungen der Berichterstattung der Familie aber zu stark zugesetzt hätten, habe er sich zum Rücktritt entschlossen, so Eberhart.
Erfahrener Politiker
Diese Zeitung hatte vergangenen Freitag über die politischen Pläne von «Aufrecht Schweiz» berichtet. Der Zusammenschluss impfskeptischer Personen drängt derzeit aktiv in die Politik. Der mittelfristige Plan ist es, bei den nationalen Wahlen 2023 anzutreten. Zunächst soll jedoch – quasi als Lackmustest – der Sprung in den bernischen Grossen Rat gelingen. Die Wahlen dazu finden im kommenden März statt. Die Gruppe plant auch eine Kandidatur für den Regierungsrat.
Der erfahrene Politiker Eberhart war dabei für die Rekrutierung von möglichen Kandidatinnen und Kandidaten mitverantwortlich. Vor seiner Zeit bei «Aufrecht Schweiz» sass Eberhart für die SVP und für die BDP im Kantonsparlament. Bei den letzten Wahlen scheiterte er mit einer eigenen Kleinpartei. Eberhart war bisher der einzige bestätigte Kandidat der Gruppierung für die Grossratswahlen.
Während der Pandemie ist der Oberländer in impfskeptischen Kreisen aktiv geworden. Im Gespräch mit dieser Zeitung betonte er jedoch, dass man sich vom Extremismus abgrenze. «Ich sage nicht, dass der Käfer kein Problem ist, er ist da», sagt er zu Sars-CoV-2. Allerdings ist Eberhart Mitglied der Gruppe Aletheia, die auf ihrer Website behauptet, es gebe keine «fundierten» Indizien für eine «wirkliche» Pandemie.
Peter Eberhart sagte am Montag auf Anfrage zur Entwicklung der Geschichte: «Der Zustand in diesem Land ist traurig.» In der von seinem Sohn geführten Drogerie seien «sehr unschöne» Nachrichten eingetroffen, was für diesen belastend sei. Was Eberhart besonders stört: «Niemand hat mich angesprochen. Es geht alles gegen Familienmitglieder, die nichts dafür können.» Doch auch andere Kandidaten von «Aufrecht Schweiz» seien «aus Angst vor solchen Reaktionen» ausgestiegen. Dabei habe man, so Eberhart, wegen eben dieser gesellschaftlichen Situation «für transparentere Umstände kämpfen» wollen. «Es geht nicht um einen Virus, sondern was daraus gemacht wird.»
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