
Erstmals seit Ausbruch des Syrienkriegs nimmt der syrische Präsident Bashar al-Assad am Gipfeltreffen der Arabischen Liga im saudischen Jidda teil. Dass die Saudis damit Washington massiv verärgern, ist ihnen egal. Kronprinz Mohammed bin Salman, kurz MbS, setzt auf seine «Saudi First»-Politik, die den USA immer häufiger den Mittelfinger zeigt.
US-Präsident Joe Biden bittet Riad, mehr Öl zu fördern? Riad und die Opec-Staaten drosseln die Förderung. Biden reist im Sommer 2022 nach Jidda und hofft auf einen Neustart der Beziehungen nach der Khashoggi-Affäre? Mohammed bin Salman stärkt in den Folgemonaten seine Beziehungen zu China und Russland und nähert sich sogar dem Erzfeind Iran an.
Das neue Saudiarabien denkt mittlerweile in Kosten-Nutzen-Analysen. Begonnen hat das Umdenken in Riad wohl nach den Angriffen der vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen auf zwei saudische Ölanlagen im September 2019. Sie trafen das Herzstück der Ölindustrie. Und die Schutzmacht USA? Liess Riad hängen. Seitdem stellt Riad die «Öl für Sicherheit»-Doktrin infrage, einst die Basis der bilateralen Beziehungen.
Riad will mit dieser Imagepflege seine Vision 2030 vorantreiben, die das Land unabhängig vom Öl machen soll.
Mittlerweile gleicht das Königreich vielmehr einem superreichen Start-up-Unternehmen, das mit möglichst vielen Kunden ins Geschäft kommen will. Weil es auch dem Geschäft schadet, nur als Bösewicht zu gelten, schickte Riad Hilfslieferungen ins syrische Erdbebengebiet, dann eine Delegation zu den Huthi-Rebellen nach Sanaa, um den Jemenkrieg irgendwie zu beenden, und schliesslich liess es Tausende Zivilisten aus dem Sudan evakuieren und bemüht sich dort als Vermittler.
Riad will mit dieser Imagepflege seine Vision 2030 vorantreiben, die das Land unabhängig vom Öl machen soll. Aussenpolitische Entscheidungen gleichen gezielten Kalkulationen, auch im Umgang mit Syrien: Inzwischen gilt das Königreich als Drogen-Hotspot der Region, ausgerechnet das heilige Land der Muslime. Nun hoffen die arabischen Führer darauf, dass Assad den Drogenhandel runterfährt. Aufregung im Westen? Gehört mittlerweile zur Geräuschkulisse, die man ignorieren kann.
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Kommentar zum Gipfel der Arabischen Liga – Riad macht «Saudi First»-Politik
Der einst geächtete syrische Präsident Bashar al-Assad ist zurück im Kreis der Arabischen Liga. Der Ärger Washingtons kümmert die saudischen Gastgeber nicht.