Reitschule kritisiert «doppeltes Spiel» der Polizei
Der offene Brief des Polizeikommandanten Stefan Blättler kommt bei den Reithalle-Verantwortlichen nicht gut an.

Die Reitschule hat auf den offenen Brief des bernischen Polizeikommandanten Stefan Blättler geantwortet. Von versöhnlichen Tönen in dem Blog-Eintrag Blättlers zeigt sich die Mediengruppe des Kulturzentrums unbeeindruckt. Vor dem Hintergrund mehrerer umstrittener Polizeiaktionen auf dem Hallenvorplatz in letzter Zeit zeuge das Verhalten des Polizeikommandanten von einem «doppelten Spiel».
Kommandant gibt sich konziliant
Stefan Blättler hatte auf dem Blog der Kantonspolizei die Besucherinnen und Besucher der Reitschule um Verständnis für die Polizeikontrollen rund um das Berner Kulturzentrum gebeten. «Wir sind beauftragt und verpflichtet, dem Drogenhandel auf der Schützenmatte entgegenzuwirken», schreibt Blättler. Dafür bestehe nämlich ein gesetzlicher Auftrag, es gehe darum, die Sicherheit zu gewährleisten – auch die der Reitschule-Besucher.
Wenn es nach Blättler geht, teilen die Besucher der Reitschule und die Polizei die gleichen Grundwerte. «Auch wir stehen für ein selbstbestimmtes und solidarisches Leben ein», schreibt Blättler. Mitarbeitende der Polizei, deren Freunde oder Kinder nutzen und schätzen gemäss dem Kommandanten das kulturelle Angebot. «Solche Freiräume sind für eine Gesellschaft unbestritten ein Mehrwert», schreibt er.
Die Wortmeldung des Berner Polizeikommandanten ist bemerkenswert, hat er sich in der Vergangenheit nur äusserst selten persönlich zum Verhältnis zur Reitschule geäussert. Diese Beziehung gestaltet sich schwierig, gemeinsame Gespräche hat es seit Jahren nicht mehr gegeben. Zuletzt entzündete sich vor zwei Wochen der Konflikt an einer Polizeiaktion gegen Sprayer. Die Reitschule warf der Polizei vor, bei der Fahrt übers Trottoir Unbeteiligte gefährdet zu haben. Blättlers Vorgesetzter, Regierungsrat Philippe Müller, antwortete mit einer giftigen Stellungnahme und warf der Reitschule Propaganda vor. Dagegen lesen sich Blättlers Worte nun wie eine Mediation. «Gerne stehen wir für einen offenen Dialog zur Verfügung», schliesst Blätter seinen Beitrag.
Reitschüler rügen fehlenden Kontakt
Am Donnerstagmorgen meldete sich die Mediengruppe der Reitschule zu Wort. Sie spricht von einer «gezielten PR-Aktion der Polizei, um sich nach der aktuellen Kritik wieder in ein besseres Licht zu rücken». In den letzten fünf Wochen sei die Kantonspolizei für sieben Vorfälle vor der Reitschule verantwortlich gewesen. Dabei seien Mitarbeitende verhaftet worden; Polizisten hätten gedroht, Scheiben einzuschlagen.
Die Polizei verhalte sich «sehr eskalativ» und verweigere zumeist jegliche Kommunikation, schreibt die Mediengruppe weiter. Auch bei einem Einsatz am Mittwoch sei kein Anruf an das vertraglich vereinbarte Kontakttelefon erfolgt. Die Kantonspolizei führte kurze Zeit nach der Veröffentlichung von Blättlers Beitrag einen Einsatz gegen den Drogenhandel auf der Schützenmatte durch. Wie sie auf Twitter mitteilte, wurden 5 Personen angehalten und zu weiteren Abklärungen auf den Polizeiposten gebracht.
Am Donnerstag meldete die Polizei, in diesem Zusammenhang mehrere Strafanzeigen eingereicht zu haben. Drei erfolgten wegen mutmasslicher Verstösse gegen das Betäubungsmittelgesetz. Eine Anzeige wird die Justiz auch wegen eines mutmasslichen Verstosses gegen das Ausländergesetz erhalten und eine weitere wegen einer mutmasslichen Beschimpfung. Auch Hinderung einer Amtshandlung wirft die Polizei einer Person vor.
Den Zeitpunkt des Einsatzes und die enge Begleitung auf Twitter sieht die Mediengruppe der Reitschule nicht als Zufall. «Sie versucht damit, sich der jüngst lauter gewordenen Kritik zu entziehen.» Die Gruppe fordert die Polizei auf, sich für eine unabhängige Ombudsstelle einzusetzen, «statt beschönigende PR-Texte zu verfassen, die im Widerspruch zu ihrem tatsächlichen Handeln stehen».
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