Reitschule führt Eingangskontrollen ein
Um Dealer und Polizisten fernzuhalten gibt die Reitschule eines ihrer grössten Credos auf: Die freie Zugänglichkeit. Zu bestimmten Zeiten wird das Eingangstor ab sofort bewacht.

Die Reitschüler und Reitschülerinnen haben genug. Genug von den Dealern, die, wie sie in einer Mitteilung schreiben, immer öfters im Innenhof der Berner Reitschule Drogen verkaufen. Genug aber auch von der Polizei, die bei ihren Anti-Drogenrazzien den Betrieb des Kulturzentrums «massiv stören» würde und zudem auch schon Reitschüler mit Waffen bedroht habe. Darum werde der Eingang zur Reitschule ab sofort zu bestimmten Zeiten bewacht. Es sei sonst nicht mehr möglich, auf dem Vorplatz eine Atmosphäre von «Respekt und eigenverantwortlichem, solidarischem Verhalten aufrechtzuerhalten», heisst es.
In einem Video ist die entsprechende Szene, wo eine Polizistin mit einer Waffe auf die Reitschüler zielt, angeblich dargestellt (Minute 0:22). Der Film wurde von der Reitschule veröffentlicht und zeigt laut den Reitschülern einen Vorfall vom Mittwoch.
Die Medienstelle der Kantonspolizei bestätigt den Einsatz vom Mittwoch. Das Video zeige jedoch nur einen Ausschnitt aus einer Gesamtsituation, den man nicht kommentieren wolle. Die Polizistin hätte «das Einsatzmittel» auf sich getragen da ein «Angriff der umstehenden Personen nicht ausgeschlossen werden konnte», sagt Polizeisprecher Dominik Jäggi. Zu der Anhaltung sei es gekommen, da sich der Mann aktiv einer Personenkontrolle widersetzte, nachdem er zuvor zwei Verdächtigen zur Flucht verholfen hatte. «Unsere Mitarbeiter haben sich in dieser schwierigen Situation professionell verhalten», sagt Jäggi.
Für die Reitschule sind die Kontrollen am Tor eine bemerkenswerte Massnahme, ist doch die freie Zugänglichkeit für alle Menschen eine der wichtigsten Grundsätze des alternativen Kulturzentrums. Die Zugangskontrollen wurden an einer Vollversammlung beschlossen, wie es in der Mitteilung heisst. Die Vollversammlung ist eine Zusammenkunft aller Reitschüler und Reitschülerinnen, wo nur ein Beschluss gefasst werden kann, wenn alle einverstanden sind.
Nächste Razzia mit Konfliktpotenzial
Bereits am Freitag kam es dann wieder zu einer Drogenrazzia auf der Schützenmatte. In den Augen der Polizei sind diese «gezielten Aktionen» notwendig, um dem Drogenhandel im Bereich Schützenmatte Herr zu werden.
Die Polizei stellt auch die Situation am Freitag anders dar, als die Reitschüler und schreibt in ihrer Mitteilung von Angriffen aus dem Innern der Reitschule: Während der Aktion seien die Einsatzkräfte aus den Räumlichkeiten der Reitschule heraus mit Wasser bespritzt worden, das teilweise mit Reizstoff versetzt war. Ein Polizist, der vom Reizstoff-Wasser-Gemisch getroffen wurde, musste in der Folge medizinisch versorgt werden. Ein weiterer Mitarbeiter habe in diesem Zusammenhang zur Abwehr kurzzeitig Reizstoff einsetzen müssen.
Dabei hielt die Polizei 20 Personen wegen Verdachts auf Gesetzeswiderhandlungen an und brachte sie für weitere Abklärungen auf eine Polizeiwache. 13 Personen wurden wegen Widerhandlungen gegen das Strafgesetz, das Betäubungsmittelgesetz oder das Ausländergesetz angezeigt. Vier Angehaltene waren zur Haft ausgeschrieben und wurden nach den polizeilichen Abklärungen ins Gefängnis gebracht. Sechs weitere Männer wurden in Ausschaffungshaft versetzt.
Ein Mann wird zudem verdächtigt, Drogen im Körper zu transportieren. Auch er wurde für weiterführende Abklärungen in entsprechende Haft genommen. Im Rahmen der Aktion wurden insgesamt 55 Gramm Kokain, 20 Ecstasy-Pillen, Marihuana, sowie mehrere tausend Franken Bargeld sichergestellt, wie die Kantonspolizei am Samstag mitteilte. Weitere Ermittlungen seien im Gang.
Die Medienverantwortlichen der Reitschule wiederum weisen die Darstellung der Polizei zurück, wonach ein Reizstoff-Wasser-Gemisch eingesetzt worden sei: «Diese Behauptung widerspricht Augenzeugenberichten sowie den technischen Möglichkeiten der Reitschule.»
gef/spr
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