Stöhnen vor Schmerz
Beim Eisklettern hat man kalt, es ist anstrengend und gefährlich. Unser Redaktor macht es trotzdem – und erklärt im Video, wie es funktioniert.
Stell dir vor: Auf deinen Kopf tropft Wasser. Dort, wo deine Knie das Eis berühren, ist der Stoff durchnässt. Du spürst ein kaltes Rinnsal in deinen Schuh fliessen, das Wasser sammelt sich bei deinen Zehen. Senkrechte Orgelpfeifen stellen sich vor dir auf. Den linken Pickel hackst du ins Eis, es explodiert förmlich, denn es ist hart und spröde.
Deine Finger sind taub, deine Unterarme verkrampft. Bald geht dir die Kraft aus. Auch deine Zehen wirst du erst wieder spüren, wenn das Blut zurückfliesst und dich vor Schmerz stöhnen lässt.
Interaktive Grafik: Route Hydrophobia im Brunnital
Mit der rechten Hand willst du eine Schraube setzen, während du im linken Arm hängst. Aber sie beisst nicht. Du musst mehr Druck geben, doch du hast Angst, dein Pickel könnte im spröden Eis ausreissen. Verlierst du jetzt den Halt, dann fällst du weit, bis das Seil dich auffängt. Du würdest als menschliche Abrissbirne dahinpendeln, einen der metergrossen Eiszapfen zu deiner Seite wegreissen und womöglich dessen ganze Wucht hart zu spüren bekommen.
Endlich! Die Eisschraube greift, hastig drehst du sie hinein. Doch plötzlich lässt der Widerstand nach – du hast einen Hohlraum angebohrt. Dir fehlt die Kraft, um die Schraube neu zu setzen. Die Angst blubbert in dir wie ein Lavasee, einzelne Panikspitzen schiessen schon hoch. Noch kannst du sie kontrollieren. Du hängst das Seil in die Schraube ein, auch wenn sie deinen Sturz nicht halten würde. Dann versuchst du, deine Nerven zu beruhigen. Es gibt nur eines: Flucht nach vorne.
Ohne Eisschrauben: So entsteht eine sogenannte Abalakov-Verankerung. (Tages-Anzeiger)
Erstellt: 22.02.2017, 23:41 Uhr
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