Klimademo«Rebellion für das Überleben» in Bern
Die Klimaaktivisten der Extinction Rebellion demonstrierten am Samstag in der Stadt Bern. Dabei versuchten Corona-Skeptiker, ihnen die Schau zu stehlen.

Am Samstagnachmittag demonstrierten Aktivistinnen und Aktivisten der Klimabewegung Extinction Rebellion in der Stadt Bern. Rund hundert Teilnehmende fanden sich in der Marktgasse ein und marschierten anschliessend zum Bundesplatz. Im Vorfeld war in den sozialen Medien zur Kundgebung aufgerufen worden. Sie verlief friedlich.
Der Protest war unbewilligt, wie der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) dem «Bund» bestätigt. Die Polizei habe jedoch Kenntnis von der Kundgebung, und die Stadtbehörden hätten mit den als Kollektiv auftretenden Veranstaltern Kontakt aufnehmen können. «Sie haben uns zugesichert, dass sie den Verkehr nicht behindern werden», so Nause.
Die weltweit aktive Extinction Rebellion machte nämlich im vergangenen Jahr mit diversen Störaktionen während ihrer Proteste Schlagzeilen. So pflegen Mitglieder der Bewegung, sich an wichtigen Verkehrsachsen auf die Strasse hinzulegen oder an Bahnhöfen auf die Dächer von Pendlerzügen zu klettern.
Makaberer Protest
Am Samstag in der Berner Marktgasse gleicht die Versammlung jedoch eher den gelasseneren «Fridays for Future»-Kundgebungen, die ebenfalls die letztjährige Klimadebatte prägten. Die Teilnehmenden tragen Fahnen und Transparente sowie in den allermeisten Fällen Schutzmasken. Es handelt sich um Jugendliche, ältere Menschen und um Familien mit kleinen Kindern, die mit Kreide die Pflastersteine bemalen.
Weniger kinderfreundlich ist allerdings die etwas makabere Protest-Performance auf dem Bundesplatz, wohin die am Anna-Seiler-Brunnen Versammelten anschliessend marschieren. Hier stehen drei Extinction-Rebellion-Mitglieder unter einem Galgen, sie haben Schlingen um den Hals und stehen auf drei langsam schmelzenden Eisblöcken. Damit symbolisieren sie die entrinnende Zeit bis zur Katastrophe, die mit der Erderwärmung einhergeht. Daneben werden abwechselnd in englischer, deutscher und französischer Sprache Lieder und Reden vorgetragen. Die allermeisten Anwesenden scheinen aus der Westschweiz angereist zu sein.
Die Teilnehmenden geben sich gegenüber den Medien zurückhaltend, doch eine Frau erklärt: «Es geht darum, dass wir nicht zum Zustand von vor dem Lockdown zurückkehren können.» In der Pandemie müsse weiterhin auf den Klimawandel hingewiesen werden. «Das ist mindestens so wichtig wie Corona.» Sie verteilt Flyer, die die Berner Bevölkerung dazu aufrufen, «für das Überleben» zu rebellieren. Die Schweizer Politik wird dazu angehalten, die Emissionen von Treibhausgasen bis 2025 auf netto null zu senken.
Maskengegner auf Distanz gehalten
Währenddessen hat sich in einer Ecke des Bundesplatzes eine Handvoll Demonstrierender mit einem anderen Anliegen eingerichtet: Sie protestieren gegen die Massnahmen zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie. Obwohl sie sich nicht unter die Kundgebung der Extinction Rebellion mischen, fühlen sich die Klimaaktivisten gezwungen, sich von den Corona-Skeptikern zu distanzieren: «Extinction Rebellion trägt Masken und unterstützt die Demonstration und die Organisation nicht, die neben dem Bundesplatz gegen das Maskentragen argumentiert», schreibt Extinction Rebellion Switzerland auf Twitter.
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