Defizitäres Veloverleihsystem Publibike erhöht erneut die Preise
Beliebt, aber unprofitabel: Die neuen Eigentümer rechtfertigen den Aufschlag für die Leihvelos mit den hohen Unterhaltskosten der E-Bikes.

Das Veloverleihsystem Publibike erhöht erneut die Preise. Eine einfache Fahrt mit einem E-Bike kostet ab Mittwoch neu 5.50 statt 4.90 Franken. Für Velos ohne Elektroantrieb kostet die Spontanausleihe neu 3.50 statt 2.90 Franken.
Preisanpassungen seien für ein Unternehmen nie attraktiv, sagt Publibike-Chef Markus Bacher. Es könne aber auch nicht sein, dass das Unternehmen für jede E-Bike-Fahrt drauflege. Die Unterhaltskosten der hochwertigen Velos sowie der ständige Batteriewechsel bei den E-Bikes verursachten Kosten, die nicht gedeckt werden könnten, so Bacher.
Inzwischen wird das E-Bike für 80 Prozent aller Fahrten genutzt. Im Vergleich mit anderen Anbietern von Micromobilität, sprich E-Scooter, sei das Angebot von Publibike aber immer noch günstig, findet Bacher.
70 Prozent Geschäftskunden
Nicht von der Preiserhöhung betroffen sind laut Publibike Geschäftskunden mit einem laufenden Abo, beispielsweise das Berner Inselspital und grosse Teile der Berner Verwaltung.
Heute werden 70 Prozent aller Fahrten von Geschäftskunden getätigt. Auch hier dürfte es zu Preiserhöhungen kommen. Bacher räumt jedenfalls ein, dass man in der Vergangenheit teilweise «zu euphorisch» offeriert habe. Man sei auch hier «permanent am Optimieren», sagt Bacher.
In der Stadt Bern ist Publibike seit 2018 aktiv. Inzwischen können die Velos an über 200 Stationen ausgeliehen werden. Die registrierten Fahrten nehmen jedes Jahr zu. 2021 verzeichnete das Unternehmen rund 1,4 Millionen Fahrten – trotz Pandemie und Homeoffice.
Profit gemacht hat das ehemalige Tochterunternehmen der Post allerdings noch nie. Nachdem das Unternehmen zehn Jahre lang rote Zahlen geschrieben hatte, verkaufte die Post das Veloverleihsystem im Januar an drei neue Eigentümer, darunter ist der bekannte Berner Velounternehmer Thomas «Thömu» Binggeli.
Bei der letzten Preiserhöhung vor zwei Jahren verärgerte Publibike etliche Kunden. Auch damals begründete Publibike den Aufschlag mit den hohen Kosten für den Unterhalt der Stationen, der Velos und der Verteillogistik.
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