Protestwettlauf in Russland
Trotz klirrender Kälte: In Moskau gingen heute Zehntausende auf die Strasse, um für oder gegen eine Putin-Regierung zu demonstrieren. Die beiden Seiten übertrumpfen sich mit Angaben über die Teilnehmerzahlen.
Zehntausende Russen haben heute in der Hauptstadt Moskau an Demonstrationen für und gegen die Regierung von Ministerpräsident Wladimir Putin teilgenommen. An einem Protest gegen Putin beteiligten sich bei eisigen Temperaturen um die minus 17 Grad Celsius nach Angaben der Opposition rund 120'000 Menschen, die Polizei gab ihre Zahl mit 36'000 an.
Eine Kundgebung zur Unterstützung der Regierung zog laut Polizei knapp 140'000 Demonstranten an. «Wir sind hier mindestens 120'000 Menschen», sagte einer der Organisatoren, der frühere Abgeordnete Wladimir Ryschkow, bei der Kundgebung gegen Putin. Ryschkow ist Ko-Vorsitzender der Oppositionsbewegung Parnas, die nicht zu der umstrittenen Parlamentswahl am 4. Dezember zugelassen worden war. Die Moskauer Behörden hatten den Gegnern Putins für heute eine Kundgebung mit maximal 50'000 Teilnehmern erlaubt.
«So viele sind gekommen, sie können uns nicht alle festnehmen», sagte der 56-jährige Demonstrant Alexander Selenski. «Das ist ein langsamer Prozess, aber wir glauben, dass er schliesslich zu Demokratie und freien Wahlen führen wird.» Auch Kommunisten und Nationalisten schlossen sich dem Demonstrationszug an. Die Behörden hatten den Marsch genehmigt, nachdem sie einen Antrag der Organisatoren abgelehnt hatten, sich vor dem Kreml zu versammeln.
«Wir werden demonstrieren, bis sie gehen»
Die Regierungskritiker trugen bei ihrer Demonstration erneut weisse Bänder als Zeichen ihrer Protestbewegung. «Wir werden demonstrieren, bis sie gehen», war mit Blick auf Putin und Präsident Dmitri Medwedew auf Transparenten zu lesen. «Hier sind Menschen mit völlig unterschiedlichen politischen Ansichten versammelt - Linke, Rechte, Nationalisten, alle», sagte Antikorruptionsaktivist Alexej Nawalni, eines der bekanntesten Gesichter der Protestbewegung.
Die Führung in Moskau sieht sich seit der Parlamentswahl am 4. Dezember mit der grössten Protestbewegung konfrontiert, seit Putin im Jahr 2000 zum ersten Mal Staatschef wurde. Am 4. März will er sich wieder zum Präsidenten wählen lassen, Medwedew soll dann das Amt des Ministerpräsidenten übernehmen.
Im Internet hatten sich zuvor viele Beschäftigte staatlicher Einrichtungen wie Behörden, Schulen und Krankenhäusern darüber beklagt, zur Teilnahme an der Putin-freundlichen Kundgebung gezwungen zu werden. Teilweise soll ihnen dafür auch Geld angeboten worden sein. Das Putin-Lager wies die Vorwürfe zurück.
dapd/mrs
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