31 Personen wurden abgeführtPolizei verhindert Corona-Umzug
Es gab kein Durchkommen am Donnerstagabend: Die Polizei verhinderte mit einem Grossaufgebot eine Demonstration, doch auch der Berner Verkehr stand still.

Mehrere Hundert Demonstranten kamen am Donnerstag erneut nach Bern – um in der Bundesstadt wiederholt gegen die Corona-Massnahmen zu demonstrieren. Doch die Manifestation war nicht bewilligt – und auch nicht willkommen. Mit einem Grossaufgebot stand die Polizei am Abend bereit, um sich dem Demozug am Bahnhof Bern in den Weg zu stellen. Beim Bollwerk, der Spitalgasse und der Bundesgasse riegelte die Polizei die Strasse ab – teilweise mit einem Wasserwerfer, das Bundeshaus war erneut mit einem Zaun geschützt.
Über den Nachrichtendienst Telegram hatte eine anonyme Gruppe zu Protestveranstaltungen in Bern aufgerufen. Gemäss dieser soll auch an den nächsten Donnerstagen in Bern wieder demonstriert werden – ohne Bewilligung.
Trychler festgenommen
Während die Strassenabriegelung der Polizei dafür sorgte, dass sich der Demozug nicht in die Altstadt bewegen konnte, wurde dadurch auch der öffentliche Verkehr massiv eingeschränkt. Bereits um 19 Uhr fuhr unter dem Baldachin am Bahnhof kein Tram mehr zwischen Hirschengraben und Zytglogge, um diese Zeit hatte sich die Demonstranten noch nicht mal versammelt.
Die Berner Passanten nahmen das Erliegen des öffentlichen Verkehrs ziemlich gelassen. Eine Passantin, die mit ihrem gefüllten Einkaufssack vergebens auf den Bus wartete, sagte seufzend zu dieser Zeitung: «Wenn das jetzt jeden Donnerstag so wird, dann find ich das gar nicht gut.» Ein anderer zuckte mit den Schultern und sagte trocken: «Das sind wir uns ja gewohnt.» Derweil nahm der Abendverkauf in der Altstadt seinen normalen Lauf, der historische Kern Berns blieb diese Woche vom Demozug verschont. Bären-, Waisenhaus- und Bundesplatz waren nach neun Uhr fast menschenleer, am frühen Abend nahmen einige Bernerinnen und Berner noch ihren Apéro dort ein.
50 Wegweisungen
Weniger gelassen waren die teilweise angereisten Demonstrierenden. Sie beschimpften einen Fotografen dieser Zeitung wüst. Die Demonstrierenden versuchten, trotz Grossaufgebot der Polizei über Umwege zum Bundeshaus zu gelangen. Dort tagt in dieser Woche das Parlament, wohl ein Grund, weshalb das Gelände um das Bundeshaus mit besonders vielen Polizeimitarbeitern geschützt war. Unter Pfiffen, Dudelsackklängen und «Liberté!»-Rufen traf der Demozug auf der Kleinen Schanze ein. Es war einer der wenigen brenzligen Momente, wo die Polizei Tränengas einsetzte. Danach bewegte sich die Demonstration wieder zurück zum Bahnhof und sammelte sich am Treffpunkt, wo sie sich gegen 22 Uhr auflöste.
Auch eine Gruppe Trychler hatte versucht, an der Demonstration teilzunehmen. Einem Augenzeugen zufolge war die Gruppe zuvor mit einem Car angereist. Gemäss Berner Kantonspolizei wurde die Gruppe aber bereits auf der Nydeggbrücke gestoppt und «für Kontrollen in Polizeiräumlichkeiten geführt». Es ist ungewiss, ob es sich dabei um Mitglieder der Freiheitstrychler handelte, welche beteuert hatten, der Demo fernbleiben zu wollen.
Insgesamt wurden am Donnerstag rund 50 Personen weggewiesen. 31 Personen wurden für Kontrollen in Polizeiräumlichkeiten gebracht. Darunter waren offenbar auch 16 Freiheitstrychler, die die Polizei zuvor auf der Nydeggbrücke gestoppt hatte. Das bilanziert die Kantonspolizei in einer Mitteilung am späten Donnerstagabend.
Rimoldi an Demo dabei
Bereits letzte Woche kam es zu einer Massnahmendemonstration in der Bundesstadt, diese verlief alles andere als friedlich. Obwohl die Regierung der Stadt Bern eindringlich davor warnte, in Bern zu demonstrieren, trafen mehrere Hundert Massnahmengegner in Bern ein. Die Kantonspolizei musste Tränengas und Pfefferspray einsetzen. Die Vereinigung Massvoll hatte letzte Woche ebenfalls davon abgeraten, an der Demonstration teilzunehmen. Damals hiess es, man wolle nur an bewilligten Kundgebungen teilnehmen, wie der Co-Präsident der Vereinigung, Nicolas A. Rimoldi, sagte. Doch am Donnerstagabend fand auch er sich unter den Kundgebungsteilnehmenden – seine Organisation Massvoll hatte aber auch diese Woche nicht explizit zur Demonstration aufgerufen.
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