Klimajugend aus Winterschlaf erwachtSitzstreik in Bern endet in grosser Personenkontrolle
Die Klimabewegung protestiert in der ganzen Schweiz. Auf dem Berner Waisenhausplatz wurde ihr Sitzstreik rasch von der Polizei aufgelöst.

Wie von ihr angekündigt, sitzt die Klimajugend am Freitagmittag pünktlich um 12 Uhr in Kleingruppen aufgeteilt auf dem Waisenhausplatz in Bern. Von da und dort ist Musik zu hören, bunte Plakate mit Forderungen werden in die Höhe gestreckt, Parolen gerufen. Mehrere Hundert Personen haben sich eingefunden.
Der Polizei gefällt das nicht: Bereits fünf Minuten zuvor hat sie die Anwesenden per Lautsprecher aufgefordert, den Platz zu verlassen. Die Covid-Verordnung erlaubt nur Ansammlungen mit maximal 15 Personen, entsprechend war lediglich eine Kundgebung in diesem Umfang bewilligt. Die Aufforderungen werden wiederholt, schliesslich beginnt die Polizei mit der Aufnahme von Personalien und der Wegweisung.

Erste Aktion seit Klimacamp
Ein Sitzstreik sei die einzige Möglichkeit gewesen, um auch während der Corona-Pandemie auf verantwortungsvolle Art und Weise auf die eigenen Anliegen aufmerksam zu machen, sagt Lena Bühler, eine Sprecherin der Berner Klimajugend, vor Ort. «Die Grüppchen halten Abstand, alle tragen Masken. Wir haben ein gutes Schutzkonzept», versichert sie. Wie die Polizei darauf reagieren würde, wusste sie im Vorfeld nicht. Entsprechend zeigt sich Bühler überrascht über das strenge Durchgreifen. «Ich erwartete nicht, dass die Polizei gleich von allen die Personalien aufnimmt.»

Der Streik ist die erste nationale Aktion der Klimajugend seit Ende des letzten Septembers und seit dem Klimacamp auf dem Bundesplatz. Protestiert wird nicht nur in Bern, sondern auch in anderen Schweizer Städten. Die Corona-Krise beeinflusse auch ihre Bewegung, deren wichtigstes Werkzeug es eigentlich sei, so viele Menschen wie möglich zusammenzubringen, sagt Bühler. «So müssen wir uns halt immer wieder an die Gegebenheiten anpassen.»
Kein Verständnis für kritische Stimmen
Verständnis für Stimmen, die Demonstrationen während der Corona-Krise für unangebracht halten, hat Bühler nicht. «Langsam, aber sicher müsste allen klar sein, dass die Klima-Krise die grösste Krise ist», sagt sie. «Die verschiedenen Krisen, in denen wir gemeinsam stecken, müssen wir als Ganzes betrachten.» Es brauche «den Druck der Strasse», damit sich etwas bewege.
«Keine leeren Versprechen mehr» ist das Motto der Protestierenden auf dem Berner Waisenhausplatz, die möglichst bald ihren Klimaaktionsplan umgesetzt sehen würden. Um 13.30 Uhr haben die letzten den Waisenhausplatz verlassen. Bühler ist überzeugt, dass ihre Bewegung ein Zeichen setzen konnte. «Die Stimmung war gut und friedlich.» Die nächsten grösseren Aktionen seien für Ende Mai geplant.
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