Platini bringt WM-Boykott ins Spiel
Uefa-Chef Michel Platini droht im Falle einer Wiederwahl von Fifa-Chef Sepp Blatter mit Konsequenzen.

Entgegen ersten Überlegungen wird die Uefa die heute im Rahmen des Fifa-Kongresses in Zürich stattfindende Präsidentenwahl nicht boykottieren. Michel Platini, der Chef der Europäer, forderte Sepp Blatter jedoch zum Rücktritt auf. «Ich habe ihm gesagt: ‹Bitte verlasse die Fifa. Lass es sein›», berichtete Platini anlässlich einer Medienkonferenz am Donnerstagnachmittag von der Unterredung mit Blatter. Platini gilt als grosser Unterstützer von Blatters Herausforderer Prinz Ali bin al-Hussein. Die Uefa werde zum «allergrössten Teil» für den Jordanier stimmen, erklärte der Franzose, der mit 45 bis 46 der 53 Uefa-Stimmen für Hussein rechnet.
Platini gab sich zuversichtlich, dass Blatter abgewählt werden kann. «Ich glaube, er kann geschlagen werden. Vor den Ereignissen vom Mittwoch wäre das nicht der Fall gewesen. Aber ich glaube, dass es eine radikale Veränderung in den Köpfen vieler Präsidenten gibt», sagte Platini. Auch Australien hat bekannt gegeben, für Prinz Ali zu stimmen. Allerdings kann Blatter weiterhin auf die Unterstützung der grossen Kontinentalverbände aus Afrika und Asien zählen. Die Asiaten hatten im vergangenen Jahr auf ihrem Kongress dafür gestimmt, Blatter für eine fünfte Amtszeit zu unterstützen. Dessen Wiederwahl gilt daher als sehr wahrscheinlich. Auch der afrikanische Dachverband betonte, Blatter weiterhin zu unterstützen. Mit 54 Nationalverbänden ist die CAF die grösste Fifa-Konföderation.
Platini schloss für den Fall eines Wahlsiegs Blatters einen Rückzug der europäischen Mannschaften aus allen Fifa-Wettbewerben nicht aus. Bei einer Sondersitzung werde man in der kommenden Woche «alle Möglichkeiten ins Auge fassen», sagte der Franzose. Auf eine entsprechende Nachfrage konkretisierte Platini, dass er einen WM-Boykott nicht ankündige, aber dass es «demokratische Entscheide» der Landesverbände geben werde. Eine weitere Option sei ein kollektiver Austritt der europäischen Mitglieder aus dem Fifa-Exekutivkomitee.
«Schande und Beschämung»
Blatter hat am späten Donnerstagnachmittag den 65. Fifa-Kongress im Theater 11 in Zürich-Oerlikon regulär eröffnet. «Sie werden mir zustimmen, dass dies beispiellose und schwierige Zeiten für die Fifa sind», verkündete der Walliser. Blatter sprach sogar von «Schande und Beschämung» für den Fussball.
Wie erwartet vertrat Blatter auch zum Kongressbeginn die Meinung, dass der Fussball im Allgemeinen und die Fifa im Speziellen durch die Bestechlichkeit einzelner Funktionäre zu Schaden kommt. «Ich werde nicht erlauben, dass einige wenige die Arbeit der Mehrheit, die so hart für den Fussball arbeitet, zerstören.» Er bekräftigte nochmals, dass die Vorkommnisse vom Mittwoch und der Korruptionsverdacht gegen 14 Personen auch seine gute Seite hat. «Wir haben die Chance, einen langen und schwierigen Weg zu begehen, um wieder Vertrauen zu gewinnen.» Rückendeckung erhält Blatter von Bundesrat Ueli Maurer, der trotz Korruptionsskandal dem Fifa-Kongress wie geplant als offizieller Repräsentant der Schweizer Regierung beiwohnen wird. «Es geht nicht an, Joseph Blatter nun zum Sündenbock zu stempeln. Man darf nicht vergessen, dass er Hervorragendes für den Fussball geleistet hat, nicht zuletzt mit Blick auf seine Initiativen zugunsten der Jugendlichen weltweit», sagte Maurer anlässlich eines Podiumsgesprächs in Luzern. Doch Maurer hob auch den Mahnfinger: «Die Fifa ist nicht glaubwürdig, der Verband ist aus der Balance geraten. Der Druck für Reformen wird zunehmen, und diese Reformen müssen auf allen Ebenen greifen.»
SI
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