Papierfabrik in Utzenstorf wird geschlossen
Die Papierfabrikation in Utzenstorf wird auf Ende Jahr eingestellt. 200 Angestellte werden ihren Job verlieren.

Die Papierfabrik Utzenstorf im Kanton Bern gibt die Produktion und den Vertrieb Ende Jahr auf. Betroffen sind 200 Angestellte. Die CPH Chemie Papier Holding AG im luzernischen Perlen übernimmt auf 2018 die Kunden- und Altpapierlieferantenverträge. Damit wird die Fabrik in Perlen ab 2018 zur letzten Papierfabrik für Zeitungsdruck- und Magazinpapiere in der Schweiz. Mit der Übernahme sei das Altpapierrecycling für die Gemeinden in der Schweiz sichergestellt, teilte CPH am Dienstag mit. Das Altpapiersortierwerk am Standort Utzenstorf werde weitergeführt.
In Utzensdorf werden pro Jahr rund 260'000 Tonnen Altpapier verarbeitet. Das Unternehmen hat seit der Aufgabe des Euro-Mindestkurses 2015 mit Problemen gekämpft, wie es am Dienstag mitteilte. Mit dem geplanten Verkauf nach Perlen und der damit verbundenen Konzentration folgten die beiden Unternehmen der industriellen Logik, dass in der Schweiz nur eine Zeitungspapierfabrik Bestand haben könne, teilte die Papierfabrik Utzenstorf mit.
Mit dem Erlös aus dem Verkauf nach Perlen will die Papierfabrik Utzenstorf einen Sozialplan finanzieren und ihren finanziellen Verpflichtungen nachkommen. Die Zukunft der Belegschaft werde Gegenstand eines Konsultativverfahrens mit Arbeitgebervertretern bilden. Sollte eine Fortführung der Arbeitsverhältnisse nicht möglich sein, stünden aus dem Verkaufserlös genügend Mittel bereit, um den Sozialplan für die von einer allfälligen Massenentlassung betroffenen Mitarbeiter zu finanzieren.
«Das tut weh»
Die CPH muss dank der Übernahme weniger Altpapier importieren. Damit könnten die Rohstoffpreise gesenkt werden und die Wettbewerbsfähigkeit der Produkte verbessert werden, teilte das Unternehmen mit. CPH hatte im ersten Halbjahr 2017 die hohen Rohstoffpreise insbesondere für Altpapier zu spüren bekommen. In Perlen werden ab 2018 jährlich gegen 500'000 Tonnen Altpapier aus inländischer Haushaltsammelware rezykliert und zu neuem Papier verarbeitet.
Die Schliessung der Papierfabrik Utzenstorf trifft die Gemeinde und die ganze Region. Das machte Gemeinderatspräsident Beat Singer (SVP) am Dienstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda deutlich. Die Geschäftsführung habe die Gemeinde am Montagnachmittag über den Schliessungsentscheid informiert, berichtete Singer. Darauf habe er am Abend eine Gemeinderatssitzung einberufen. «Wir bedauern die Schliessung ungemein», sagte Singer. «220 Mitarbeiter trifft es an den 'Gring', das tut weh.» Zugleich gehe ein Stück Industriegeschichte nach 125 Jahren zu Ende. Singer äusserte aber auch Verständnis für den Entscheid der Geschäftsführung. Die Gemeinde sei stets in engem Kontakt mit der Unternehmensspitze gestanden, jedes Jahr habe es eine Zusammenkunft gegeben.
«Wir haben mitbekommen, wie die Geschäftsführung zusammen mit der Belegschaft nach Auswegen suchte», sagte Singer. Man habe immer gehofft, dass dies gelinge. Zugleich sei klar gewesen, dass dies nicht einfach sei. «Dass es nun so schnell ging, hat uns schon erschreckt.» Die Schliessung sei für die ganze Region ein harter Schlag, machte Singer deutlich. Rund 85 Prozent der ganzen Belegschaft wohnen im Umkreis von 20 Kilometern. Mit der Geschäftsleitung habe man vereinbart, in engem Kontakt zu bleiben. «Wir wollen die gute Zusammenarbeit fortsetzen und helfen, wo wir können», sagte Singer.
Auswirkung auf Gemeindefinanzen
Utzenstorf hat 4250 Einwohner. Was der Schliessungsentscheid für die Gemeinde und ihre Finanzen bedeutet, liess Singer am Dienstag offen. «Jetzt geht es erst einmal um die betroffenen Mitarbeiter.» Im Budgetprozess ab August werde sich herausstellen, wie sich die Steuerausfälle auf die Gemeindefinanzen auswirkten. «Im Moment ist das nicht relevant», betonte Singer.
Wie wichtig die «Papieri» für Utzenstorf ist, zeigt sich auch an der Grösse: Das Fabrikareal erstreckt sich auf 230'000 Quadratmetern. Die Fabrik, die seit 1892 das Ortsbild prägte, soll nun zurückgebaut werden. Das Gelände soll einer neuen Nutzung zugeführt werden, Näheres ist nicht bekannt. Die Gemeinde mit ihren 4250 Einwohnern wird die Schliessung auch finanziell zu spüren bekommen. «Darum geht es im Moment aber nicht», betonte Gemeinderatspräsident Singer. «Im Mittelpunkt stehen nun erst einmal die betroffenen Mitarbeiter.»
SDA/mer
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