Papi macht Pause beim Regieren
Um den Ansprüchen ihrer Klientel gerecht zu werden, müssten sie jeden Abend und auch am Wochenende irgendwo auftreten. Doch für Urs Gasche (bdp), Andreas Rickenbacher (sp) und Reto Nause (cvp) gehen die Kinder manchmal vor.
«Ein Regierungsamt und kleine Kinder lassen sich durchaus vereinbaren», sagen der kantonale Finanzdirektor, der Volkswirtschaftsdirektor sowie der Stadtberner Sicherheitsdirektor unisono. Doch einfach sei das nicht. Die drei Exekutivpolitiker erzählen von ihrem Alltag als Väter:
Finanzdirektor Urs Gasche(54) hat Anfang August entschieden, nach acht Jahren als Regierungsrat nicht mehr zu kandidieren. Er hat zwei erwachsene Kinder aus erster und ein neunjähriges Mädchen und einen siebenjährigen Buben aus zweiter Ehe: «Manchmal habe ich meine Kinder am Sonntagabend ins Bett gebracht, und dann haben sie mich bis am nächsten Freitag nicht mehr gesehen. Dass ich drei bis vier Abende pro Woche weg bin, ist durchaus die Regel. Als die Kinder noch nicht zur Schule gingen, kamen sie mit meiner Frau manchmal zum Mittagessen zu mir ins Büro. Am Wochenende habe ich als Finanzdirektor unterdurchschnittlich viele repräsentative Termine – und manchmal nimmt mir sogar Regierungsratskollege Hans-Jürg Käser, der keine Kinder hat, einen Termin ab. Auch die Ferienzeit ist ziemlich ruhig. In den letzten Jahren haben wir es immer geschafft, fünf bis sechs Wochen pro Jahr gemeinsam Ferien zu machen. Insgesamt ist man in diesem Amt aber sehr stark fremdbestimmt. Eine gewisse Zeit lang kann man das machen. Die Partnerin muss aber voll dahinter stehen und einem den Rücken frei halten können.»
Andreas Rickenbacher (41) ist seit gut drei Jahren Volkswirtschaftsdirektor des Kantons Bern. Seine ältere Tochter ist vierjährig, die jüngere wird im November zwei. Anfang August hat er sich entschieden, für eine zweite Amtszeit zu kandidieren: «Ich versuche, unter der Woche mindestens einmal nach Hause zu kommen, wenn meine Töchter noch wach sind. Und den Sonntag halte ich mir nach Möglichkeit ebenfalls frei. Manchmal muss ich mit mir selber hart sein und auch interessante Termine absagen. Um Familie und Regierungsamt zu vereinbaren, muss man Kompromisse eingehen und Prioritäten setzen. Entscheidend ist auch, dass meine Frau bereit ist, die Belastung mitzutragen und eigene Ziele zurückzustecken. Manchmal habe ich tatsächlich Angst, wichtige Momente im Leben meiner Töchter zu verpassen. Meine Frau und ich haben aber dennoch das Gefühl, das Mass der Belastung sei erträglich. Sonst hätte ich mich gegen eine erneute Kandidatur entschieden. Eine intakte Familie ist mir wichtiger als das Mandat.»
Der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause (38) ist Ende Juli Vater eines Sohnes geworden: «Es ist eine riesige Belastung, ein exponiertes Exekutivamt mit kleinen Kindern zu vereinbaren. Was man dazu braucht, ist sicher eine starke Frau an der Seite. Wenn mein Sohn um vier Uhr morgens schreit, stehe ich auf und kümmere mich um ihn. Ich gehe dann früh ins Büro und mache dafür zwei Stunden Mittagspause zu Hause. Am Abend nehme ich jetzt weniger Termine wahr, aber einige Abendverpflichtungen pro Woche sind einfach zwingend. Die Zeit mit unserem Kind ist Faszination pur. Die Chance, das zu erleben, habe ich nur ein oder zwei Mal im Leben. Ich will nicht in 20 Jahren merken, dass ich von der Entwicklung meines Sohnes fast nichts mitbekommen habe.» (rw)
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