Neonazi-Mord in Paris: Vier Personen verhaftet
In der französischen Hauptstadt wurde gestern ein junger Mann von Rechtsextremen mit einem Faustring so brutal verprügelt, dass er im Spital verstarb. Ein mutmasslicher 20-jähriger Täter ist gefasst.

Nach der tödlichen Neonazi-Attacke auf einen jungen Linksaktivisten in Paris ist der mutmassliche Täter offenbar gefasst. Es seien mehrere Verdächtige festgenommen worden, unter ihnen der «wahrscheinliche Täter», sagte Frankreichs Innenminister Manuel Valls der Nachrichtenagentur AFP.
Nach Angaben aus Polizeikreisen wurden insgesamt vier Menschen festgenommen. Demnach lagen der Polizei nach der Tat schnell genaue Hinweise auf die Verdächtigen und Fotos von ihnen vor. Der tödliche Angriff auf den bei einer Gewerkschaft und einer Antifa-Gruppe aktiven Clément Méric hatte in Frankreich Entsetzen und Empörung ausgelöst.
Der 18-jährige Student war gestern Abend laut Polizeiangaben bei einer Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen in der Nähe des Bahnhofes Saint-Lazare von einem Skinhead mit einem Schlagring geschlagen worden und daraufhin auf einen Poller gestürzt. Im Krankenhaus wurde der Hirntod des jungen Mannes festgestellt.
Der Festgenommene, der Méric mit dem Schlagring geschlagen haben soll, ist Angaben aus Justizkreisen zufolge 20 Jahre alt. Laut Polizeikreisen gehören einige der Festgenommenen zum Umfeld des «harten Kerns» der rechtsextremen Gruppe Nationalistische Revolutionäre Jugend (JNR). Dies müsse nun aber genauer geprüft werden. JNR-Chef Serge Ayoub hatte zuvor zurückgewiesen, dass die Täter zu seiner Gruppierung gehören.
Tat «politisch» motiviert
Valls zufolge war die Auseinandersetzung «politisch» motiviert. Er versprach, «diese Gewalt auszulöschen, die die Prägung der extremen Rechten trägt». Einen Zusammenhang zu den Protesten gegen die Homo-Ehe in Frankreich, bei denen immer wieder gewaltbereite Rechtsextreme in Erscheinung getreten waren, wollte Valls nicht herstellen.
Die Grünen und sozialistische Politiker forderten eine Auflösung rechtsextremer Gruppierungen, die immer gewalttätiger würden. Zuvor hatte die Linkspartei die rechtsextreme Gruppe der sogenannten Nationalistischen Revolutionären Jugend (JNR) für die Attacke verantwortlich gemacht.
«Unerträgliche Taten»
JNR-Chef Serge Ayoub, wies aber zurück, dass die Täter zu seiner Gruppierung gehören. «Das ist absolut falsch», sagte er AFP. Demnach wurden drei jungen Männer und eine junge Frau, «die das Pech hatten, zu kurze Haare zu tragen», von fünf «linksextremen Aktivisten» zunächst massiv bedroht. Die Gewalt sei dann von den Linken ausgegangen.
Die Chefin der rechtsextremen Front National (FN), Marine Le Pen, wies jede Verbindung ihrer Partei zu den Tätern zurück. Die FN habe «überhaupt keine Verbindung» zu diesen «unerträglichen Taten», sagte Le Pen dem Sender RTL. Zuvor hatte ein Augenzeuge Medien gesagt, einer der Neonazis habe ein FN-T-Shirt getragen.
Für heute sind mehrere Protestkundgebungen geplant. So sollte an der Elite-Hochschule Science Po demonstriert werden, wo das Opfer studiert hatte. Die Linkspartei von Jean-Luc Mélenchon rief für den frühen Abend zu einer Demonstration auf, die regierenden Sozialisten schlossen sich dem Aufruf an.
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