Olympische Spiele zum Schnäppchenpreis
Regierungsrat Christoph Ammann droht mit einem Rückzug des Kantons Bern, wenn sich nicht alle Kantone an den Sicherheitskosten beteiligen.

Rund 10 Millionen Franken müsste der Kanton Bern für die Olympischen Spiele aufwenden, schätzt der bernische Volkswirtschaftsdirektor Christoph Ammann (SP). Ein Klacks angesichts der von PricewaterhouseCoopers berechneten Gesamtkosten von 2,4 Milliarden Franken. Schliesslich ist der Kanton Bern bei der Kandidatur «Sion 2026» nicht nur am Rande involviert, sondern gehört mit seinen drei Austragungsorten Bern, Biel und Kandersteg zu den wichtigen Akteuren.
Und wie Ammann auf Anfrage ausführt, handelt es sich bei den 10 Millionen Franken nicht einmal nur um Zusatzkosten. Denn ein Teil der Olympia-spezifischen Sicherheitseinsätze können kompensiert werden – etwa wenn einzelne Polizeiwachen temporär geschlossen werden oder der Streifendienst während Olympia eingeschränkt wird. Für die Kantonsfinanzen spielt es keine Rolle, ob der Kantonspolizist während Olympia Streifendienst fährt oder mit einer Olympia-spezifischen Aufgabe betraut wird – sein Lohn wird aber im letzteren Fall als Teil der Sicherheitskosten von 10 Millionen ausgewiesen.
Noch keine Entscheide
Ammann begründet die verhältnismässig tiefen Kosten damit, dass keine Investitionen in die Infrastruktur notwendig seien. «Der Kanton muss nur für einen Teil der Sicherheitskosten aufkommen», sagt er. Während für die Sicherheit in den Sportstätten die Organisatoren zuständig sind, liegt die Verantwortung für die Sicherheit im öffentlichen Raum bei Bund und Kantonen.
Letzteres führt zu Kosten von insgesamt 303 Millionen Franken, wie der Bundesrat vor Wochenfrist mitteilte. 129 Millionen Franken soll der Bund tragen, 174 Millionen bleiben an den Kantonen hängen. Ammann geht davon aus, dass sich auch die Kantone an den Kosten beteiligen, die über keine Austragungsorte verfügen. «Olympia ist ein Event mit nationalem Charakter», sagt er.
Ob sich Kantone ohne Austragungsorte aber tatsächlich an den Sicherheitskosten beteiligen werden, ist derzeit noch völlig unklar. Es gebe diesbezüglich noch keine Entscheide, sagt Roger Schneeberger, Generalsekretär der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD). Ammanns Hoffnung speist sich aus den Erfahrungen bei der Euro 08.
Damals kamen die restlichen Kantone den Austragungskantonen weit entgegen und stellten die geleisteten Stunden ihrer Polizisten auf fremdem Kantonsgebiet nicht in Rechnung. Wie Ammann sagt, liege der Schätzung die Kostenverteilung zugrunde, die bei der Euro 08 angewendet wurde.
Ob Ammanns Optimismus angebracht ist, ist allerdings fraglich. «Die Tatsache, dass die Kantone bei der Euro 08 auf die Verrechnung der Kosten für die Polizeikräfte verzichteten, heisst nicht automatisch, dass sie dies bei Olympia wieder tun», sagt Schneeberger. Sicher ist, dass die verschiedenen Beiträge von den Kantonen einzeln bewilligt werden müssen, denn sie übersteigen die Kompetenz der Polizeidirektoren. Je nach Höhe des Betrags müssen sie von den jeweiligen Gesamtregierungen und teils von den Kantonsparlamenten genehmigt werden. Angesichts des Spardrucks in vielen Kantonen und der herrschenden Olympia-Skepsis ist mit Widerstand zu rechnen.
Wie teuer wird es wirklich?
Für Ammann ist aber klar: «Wir haben eine finanzielle Schmerzgrenze, und die liegt nahe bei den 10 Millionen Franken.» Man habe auch immer kommuniziert, dass man gerne als Austragungsort fungiere, man aber den angespannten Kantonsfinanzen Rechnung tragen müsse. Mit anderen Worten: Lenken die Kantone nicht ein, zieht sich der Kanton Bern aus der Bewerbung zurück.
Doch selbst wenn sich die anderen Kantone grosszügig an den Sicherheitskosten beteiligen, gibt es noch Fallstricke. So kritisierte etwa der ehemalige SBB-Chef Benedikt Weibel, der bei der Euro 08 als Delegierter des Bundes im Einsatz war, die Schätzungen der gesamten Sicherheitskosten auf 300 Millionen Franken in der «SonntagsZeitung» als «völlig unrealistisch» und «viel zu tief».
Bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver 2010 sei man anfangs von 200 Millionen Franken ausgegangen. Am Ende habe man für die Sicherheit je nach Lesart zwischen 600 Millionen und 1 Milliarde Franken aufwenden müssen. Für die Winterspiele in Sotschi ist gar von Sicherheitskosten in der Höhe von 1,5 Milliarden Franken die Rede.
Dass die Sicherheitskosten für «Sion 2026» – und somit auch für den Kanton Bern – letztlich also doch noch steigen werden, kann auch Ammann nicht ausschliessen. «Niemand weiss, wie die Welt in zehn Jahren aussehen wird», sagt er. Der Volkswirtschaftsdirektor glaubt aber, dass die Schätzungen des Bundesrats glaubwürdig sind. Schliesslich habe man 30 Prozent Reserve für eine allfällig veränderte Sicherheitslage einberechnet. «Ich bin optimistisch, dass das reichen wird.»
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