«Obama wird viel verändern»
«Bund»:Die aktuelle Stimmung wird geprägt von Finanzkrise und Stagnation. Haben wir über unsere Verhältnisse gelebt?Fritz Bösch: Das gilt vor allem für die USA. Die Amerikaner sind privat im Schnitt mit 10000 Dollar verschuldet – das ist enorm. Die grosse Verschuldung der USA ist eine massive Belastung. Der letzte, völlig unnötige Krieg in Irak hat Tausende Milliarden gekostet – Geld, das man gescheiter für die Wirtschaft eingesetzt hätte. Ich hoffe nun auf den neuen Präsidenten. Obama packt dies ausgezeichnet an, er nimmt sich die besten Leute in die Regierung, teils auch von den Republikanern. Das beeindruckt mich. Obama wird viel verändern, auch wenn dies vier oder mehr Jahre braucht.Feintool hat in Teilbereichen Kurzarbeit eingeführt. Sie sind allerdings überzeugt, dass der Abschwung nicht lange anhalten wird. Warum?Bei Feintool ist das entscheidende Barometer der Werkzeugbau. In den bisherigen Rezessionsphasen war er immer als erster betroffen. Läuft der Werkzeugbau nicht, dann gibt es keine neuen Projekte. In der heutigen Phase ist es aber gerade umgekehrt: der Werkzeugbau ist sowohl hier im Stammhaus Lyss wie auch in den USA und in Japan ausserordentlich gut ausgelastet. Das stimmt mich optimistisch, denn dies bedeutet, dass neue Projekte gestartet werden. Es wird in nicht allzu weiter Ferne wieder aufwärts gehen. Führt die Krise im Autobau zur beschleunigten Entwicklung umweltfreundlicherer Modelle?Das ist so. Die US-Autoindustrie war bereits zu Beginn der 80er-Jahre ganz schlecht dran, weil die Europäer im Nachgang zur Erdölkrise die Nase vorn hatten. Damals dachte ich, nun werden auch die Amerikaner bald einsichtiger. Doch es kam anders. Benzin wurde wieder günstiger, und man blieb beim alten Trott. In amerikanischen Autos entspricht noch heute vieles nicht dem Stand des modernen Autobaus. Bei General Motors macht Opel das beste Auto. Doch die GM-Zentrale in Detroit widersetzte sich vor zehn Jahren dem Antrag von Opel, in Europa ein grundsätzlich neues Modell herzustellen. Wer ist am innovativsten?Eindeutig die Japaner mit den Marken Toyota und Honda, aber auch die Europäer – vor allem die deutschen Autohersteller. Nehmen Sie als Zulieferer Einfluss auf die Entwicklung neuer Autos?Wenn wir bei der Entwicklung neuer Antriebssysteme dabei sind, können wir teilweise Einfluss ausüben. Wir arbeiten zum Beispiel bei den Bremsen gemeinsam mit dem deutschen Reifenhersteller Continental an einer Entwicklung, die zu einer Materialeinsparung von fast 50 Prozent führen wird. Mit der Reduktion des Werkstoffanteils wird ein Auto leichter und benötigt weniger Treibstoff. So gibt es auch viele andere Entwicklungen, die wir mit beeinflussen können. Als ein grosser Vorteil wird sich dabei bestimmt die weltweite Präsenz mit eigenen Betrieben erweisen. Deshalb bin ich auch zuversichtlich für die Zukunft von Feintool. Heute steht für Feintool die Autoindustrie im Zentrum. Wird es bald neue Schwerpunkte geben?Das Auto wird in den nächsten Jahrzehnten noch sehr wichtig bleiben. Es ist das Produkt, das in grossen Stückzahlen hergestellt wird und das weiterhin sehr viele mechanische Teile aufweisen wird, bei deren Produktion die Feinschneidtechnik zur Anwendung gelangt. Aber es gibt natürlich auch neue interessante Anwendungsfelder, beispielsweise in der Medizinal- und in der Solartechnik. Wichtig für uns ist einfach, dass es um die Produktion hoher Stückzahlen geht. Bei kleinen Serien ist die Feinschneidtechnik nicht wirtschaftlich.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch