Gurtenfestival 2023Obacht, die Deutschen kommen!
Wie wird sie klingen, die Tonspur des Sommers 2023? Das Gurtenfestival gibt erste Bands bekannt und eröffnet den Vorverkauf. Wir werfen einen ersten kritischen Blick aufs Programm.

Es vergeht garantiert kein Sommer, in dem Die Toten Hosen nicht an irgendeinem Grossfestival der Deutschschweiz ihre Idee des volksnahen Stimmungs-Punks darbringen dürfen. In diesem Jahr – genauer gesagt am Sonntag, dem 16. Juli 2023 – ist wieder einmal das Gurtenfestival an der Reihe, die fröhlich gealterten Deutschen zu beherbergen.
Damit ist auch das lange gehegte Geheimnis gelüftet, warum das Festival in Wabern im nächsten Jahr um ebendiesen Sonntag verlängert worden ist. Man tue dies nur, wenn man eine Band präsentieren könne, die diesen Aufwand rechtfertige, liess das Organisationskomitee im Vorfeld verlauten. Damit ist auch klar, dass es nicht zu einer Wiedereinführung des beliebten Familiensonntags kommt: Die Gefolgschaft der Toten Hosen ist primär an Musik interessiert, zu der sich irgendwelche Hooligan-Pyrofackeln entzünden lassen – und eher nicht an Picknick-Musik für die ganze Familie (obwohl es auch Stimmen gibt, die behaupten, die Toten Hosen würden mittlerweile genau dieses Segment bedienen).
Eine ganz andere Art von Stimmungsmusik zelebriert der zweite deutsche Hauptact am kommenden Gurtenfestival: Deichkind sind die zeitgenössische, irrwitzige, Hip-Hop-geschulte und kunstaffine Variante teutonischer Gaudi-Partymusik. Die Hamburger bieten ein Spektakel zwischen grosser Kunst und grossem Mist, wobei selbst Letzterer noch durchaus sympathisch riecht.
Und welche Tendenzen lassen sich aus den übrigen Programmfragmenten ableiten? Am Gurtenfestival 2023 wird auch sonst viel Deutschtum zu hören sein: inklusive Hip-Hop-Buben- und Mädchenmusik von BHZ, Apache 207, Badmomzjay oder Nina Chuba. Mit Lil Nas X guckt ein Streaming-Milliardenseller aus der amerikanischen Hip-Hop-Welt vorbei. Aus der Schweiz werden Grössen wie Lo & Leduc, Steiner & Madlaina, Nativ, Hatepop oder Birdman Jäggi antreten.
Und als erste grosse Perle funkelt ein gewisser Genesis Owusu im Programm: Der in Ghana geborene Musiker jongliert stilsicher mit Hip-Hop, Soul, Post-Punk und 80s-Pop, thematisiert Depressionen und Rassismus, ohne dabei den Schlechte-Laune-Gong zu schlagen. Der Vorverkauf ist eröffnet. Das Gurtenfestival findet vom 12. bis 16. Juli statt.
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