Gold an der Heim-WMNun thront Finnland im Eishockey über allen
In einem spektakulären Final besiegen die Finnen die Kanadier 4:3 in der Verlängerung. Damit sind sie nach Olympiasieger auch Weltmeister.

Finnland ist das Land der 1000 Seen. Der schlausten Schülerinnen und Schüler der Welt. Des Lakritz. Der Saunas. Und, neu: der Olympiasieger und Weltmeister im Eishockey. In einer mitreissenden Atmosphäre setzte sich das Heimteam in einem verrückten Final gegen Kanada 4:3 in der Overtime durch. Damit feiern die Finnen ihren vierten Weltmeistertitel nach 1995, 2011 und 2019. Den ersten an einer Heim-WM.
Das goldene Tor erzielte Manninen in der 67. Minute in Überzahl, nachdem sich Chabot die fatale Strafe eingehandelt hatte. Dabei hatten die Kanadier erneut grosse Moral bewiesen und wie schon im Viertelfinal gegen Schweden ein 1:3 mit zwei späten Toren mit sechs Feldspielern aufgeholt. Whitecloud und Comtois glichen in der 58. und 59. Minute aus, als man sich schon auf die finnische WM-Party eingestellt hatte.
Das Publikum musste sich dann noch eine halbe Stunde gedulden, bis es doch jubeln durfte. Nach den Olympischen Spielen in Peking im Februar gewannen die Finnen gut drei Monate später nun also auch WM-Gold. Das hockeyverrückte Land mit 5,5 Millionen Einwohnern und über 65’000 Lizenzierten, mehr als doppelt so vielen wie die Schweiz, ist in diesem Sport nun das Mass aller Dinge. Und Servettes Valtteri Filppula schaffte es als erster Finne in den Triple-Gold-Club: Stanley-Cup-Champion, Olympiasieger, Weltmeister.
Mann des Finals war allerdings ein anderer: Nashvilles Mikael Granlund drehte die Partie mit einem Doppelschlag in der 45. und 46. Minute vom 0:1 zum 2:1 und bereitete das Overtime-Tor vor. Er wird bei den Predators Captain Josi einiges zu erzählen haben, wenn sich die beiden im Spätsommer wieder sehen.
Im Bronzespiel vom Nachmittag hatten sich die Tschechen mit einem 8:4 über die USA ihre erste Medaille seit 2012 gesichert. Danach gab es stehende Ovationen für Kari Jalonen, den Coach der Tschechen und vormals zweifachen SCB-Meistertrainer (2017, 19). Wie im Viertelfinal gegen die Schweizer führten die USA gegen Tschechien 2:0, doch im Schlussdrittel brachen sie ein, in der Abwehr arg dezimiert. Captain Roman Cervenka erzielte zwei weitere Punkte und gewann mit 17 Punkten (5 Tore/12 Assists) die Skorerwertung des Turniers.
Die Schweizer schafften es als Team nicht ans Finalwochenende nach Tampere, zwei verdiente Spieler aber schon: Mathias Seger und Mark Streit. Die beiden Freunde, die 2020 in die Ruhmeshalle des Weltverbands aufgenommen worden waren, durften nun mit zweijähriger Verspätung wegen Corona ihre offizielle Aufnahmezeremonie erleben.
Sie sind nach Richard «Bibi» Torriani, Ferdinand «Pic» Cattini, Hans Cattini und Jakob Kölliker die Schweizer Spieler fünf und sechs, denen diese Ehre zuteil wird. Ein siebter wird dereinst folgen: Andres Ambühl, der den Rekord an WM-Spielen auf 123 verbesserte. Doch der 38-Jährige würde sicher gerne noch ein, zwei Titelkämpfe bestreiten.
Die nächste WM findet in Riga und Tampere statt, also an den letzten beiden Austragungsorten. Das Turnier wäre ursprünglich in Sankt Petersburg vorgesehen gewesen, wurde Kriegstreiber Russland aber entzogen. Hauptspielort ist erneut Tampere, die ultramoderne Nokia Arena.
Die Schweizer werden voraussichtlich in Riga spielen, in einer Gruppe mit Kanada, den USA, der Slowakei, Lettland, Norwegen, Kasachstan und Slowenien. Das Ziel wird also erneut heissen, das Halbfinal-Weekend in Tampere zu erreichen.
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