Nervöse Stimmung in Nordirland
Nordirland kommt nicht zur Ruhe: Nach den Terroranschlägen der letzten Tage bleibt die Stimmung in der einstigen britischen Krisenprovinz explosiv.
Randalierer attackierten Polizisten in der Nacht zum Sonntag mit Steinen und bewarfen Polizeiautos mit Molotow-Cocktails. Zudem wurde eine Barrikade errichtet, um eine Eisenbahnlinie zu blockieren. Bei der Randale wurde ein Beamter verletzt, wie die Polizei mitteilte. Beamte hatte am Samstag in Lurgon in der Grafschaft Armagh weitere Terrorverdächtige festgenommen. Damit sitzen neun Verdächtige in Haft. Bei den Anschlägen vor Wochenfrist waren zwei Soldaten und ein Polizist getötet worden. Vier Männer wurden wegen der Soldatenmorde festgenommen, vier weitere Männer und eine Frau wegen des Mordes am Polizisten. Zu den Festnahmen kam es in der Grafschaft Armagh und in der Nähe der Stadt Londonderry. Ex-IRA-Mitglied verhaftet Unter den Festgenommenen befindet sich auch der in Nordirland bekannte extremistische Republikaner Colin Duffy. Der 41-Jährige war einst Mitglied der früheren Terrororganisation IRA. Duffy ist ein bekannter Kritiker der katholischen Sinn-Fein-Partei, die einst den politischen Arm der IRA bildete und jetzt mit der ehedem verfeindeten protestantischen Unionistenpartei DUP gemeinsam die Regierung Nordirlands stellt. Nach Einschätzung der Polizei gibt es unter den rund 1,75 Millionen Nordiren rund 300 extremistische Republikaner, die den Friedensprozess zerstören wollen. Gemischte Polizei im Visier «In den vergangenen 18 Monaten gab es mindestens 25 Versuche von Terroristen, Polizisten im Dienst und ihrer Freizeit zu töten», schrieb der nordirische Polizeichef Hugh Orde in einem Beitrag für die Sonntagszeitung «News of the World». In die Polizei – früher eine Bastion der britischfreundlichen Protestanten – waren im Zuge des Friedensprozesses viele Katholiken aufgenommen worden. Die als erfolgreich gewertete Integration ist Extremisten ein Dorn im Auge. Die Anschläge waren die ersten seit Unterzeichnung des Friedensabkommens zwischen Katholiken und Protestanten vor elf Jahren. Zum Anschlag bei der Kaserne in Antrim nördlich von Belfast hatte sich die IRA-Splittergruppe «Wahre IRA» («Real IRA») bekannt. Die Verantwortung für den Polizistenmord in Craigavon südwestlich von Belfast hatte die «Continuity IRA» übernommen. Im Nordirland-Konflikt zwischen pro-britischen Protestanten und republikanischen Katholiken kamen seit den Sechzigerjahren über 3500 Menschen ums Leben. Die jüngsten Morde waren über alle Parteigrenzen hinweg verurteilt worden – auch von der Sinn-Fein- Partei, die Nordirland nach wie vor mit der Republik Irland vereinigen möchte. (sda)>
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