«Nein, nicht schon wieder!»
ZSC-Sportchef Edgar Salis fordert nach dem Aus mehr Gradlinigkeit und neue Teamleader.

Was ging Ihnen am Donnerstag um 22.20 Uhr durch den Kopf?
Worte, die man nicht zitieren sollte. Und Gedanken wie: nein, nicht schon wieder! Das kann doch nicht sein! Gefühle wie Wut und Unverständnis.
In Spiel 6 kam keine Reaktion mehr. Hat Sie das nicht schockiert?
Wir starteten gut, hatten in den ersten Minuten gute Chancen. Dann macht es: Bumm, bumm, und wir sind 0:2 hinten. Klar, geht das am Team nicht spurlos vorbei. Aber ich hätte mir schon erhofft, dass mehr kommt von uns. Man muss indes auch sagen: Lugano spielte clever.
Finden Sie, die Mannschaft lebt?
Ja. (Pause) Was schauen Sie mich so verständnislos an? Die Mannschaft lebt. Aber es gelang uns nicht, auf gewisse Situationen zu reagieren. Wenn es lief, wir Schwung hatten, stellten wir uns vielfach selber ein Bein. Und das raubte uns Energie und Rhythmus.
Sie haben einiges verändert, neue Coachs und sechs neue Spieler geholt. Wieso hat es nicht geklappt?
Diese Frage gilt es nun zu analysieren.
Was fehlt der Mannschaft?
Eine gewisse Kaltblütigkeit und Gradlinigkeit. Die Coolness vor dem Tor. In der Qualifikation schossen wir am meisten Tore. Im Playoff gelang uns dreimal nur ein Tor. Das ist zu wenig.
Dürfen die Coachs Hans Wallson und Lars Johansson bleiben?
Ja.
Wieso?
Weil ich sie gut finde.
Sind Sie nicht enttäuscht darüber, was mit ihnen herausgeschaut hat?
Es wäre etwas gar einfach, die Trainer allein dafür verantwortlich zu machen. Ich finde, sie haben einen guten Job gemacht. Sie arbeiteten erstmals ausserhalb von Schweden und brauchten Zeit, um unser Eishockey kennen zu lernen. In der Qualifikation erreichten wir unsere Ziele, im Playoff nicht. Aber ich bin überzeugt von den Trainern.
Spieler wie Guerra, Pestoni, Kenins oder Künzle stagnierten unter ihnen oder machten sogar Rückschritte.
Da müsste man jeden Spieler einzeln durchgehen. Ein Trainer arbeitet mit den Spielern, aber es liegt nicht nur an ihm, wenn sich ein Spieler nicht entwickelt. Bei Pestoni etwa wussten wir, es wird für ihn und für uns nicht einfach, wenn wir ihn aus Ambri herausholen. Nachdem er dort einen solchen Stellenwert hatte. Es war für ihn ein ganz neues Umfeld. Dieser Prozess ist bei ihm auch heute noch nicht abgeschlossen.
Die Schweden haben eine ganz andere Philosophie als Vorgänger Marc Crawford. Trotzdem blieb die Spielweise gleich, die Spieler kurvten weiter ständig in den Ecken herum. Wie kommt das?
Das ist eine interessante Frage. Kein Trainer auf der Welt will, dass seine Mannschaft in den Ecken herumkurvt. Ich bin der Meinung, dass man das wegbringen sollte. Aber offenbar ist das nicht so einfach. Und dann gelangt man zur Frage: Wurde die Mannschaft falsch zusammengestellt?
Das ist ja Ihr Job. Und?
Was das betrifft, vielleicht schon. Ich hatte das Gefühl, mit Spielern wie Sjögren, Thoresen oder Herzog würden wir mehr Zug aufs Tor haben. Aber wie wir sahen: Trotzdem klappte es zu wenig.
Zuletzt hatten Sie kein gutes Händchen bei Transfers. Sind Sie der richtige Mann für den Turnaround?
Sorry, aber das ist eine dumme Frage. Soll ich Nein sagen? Wenn ich dieses Gefühl hätte, müsste ich jetzt den Computer einpacken und nach Hause laufen. Man findet in jedem Team gute und schlechte Transfers. Ich wünschte mir, dass ich nie danebenliegen würde. Aber da spielen so viele Faktoren hinein.
Was muss jetzt passieren?
18 Stunden nach dem Aus kann ich noch keinen Masterplan zücken. Sonst hätte ich mit unserem Scheitern gerechnet.
Suchen Sie Lösungen für Spieler, die nicht auf Touren kamen?
Logisch suchen wir Lösungen. Aber ich rede jetzt sicher nicht über Namen.
Spielraum gibts bei den Ausländern.
Ja. Nur Sjögren ist unter Vertrag. Aber wie gesagt: Wir können auch bei den Schweizern etwas verändern.
Fehlte im Playoff nicht eine Prise Cunti? Ein Überraschungsmoment?
Ja, uns fehlte das Überraschende. Ob uns Cunti das gebracht hätte, sei dahingestellt. Wir trafen den Entscheid, Cunti abzugeben. Dazu stehen wir. Man redet ja auch nicht ständig über die Ex-Freundin. Dass Cunti weg war, gab Suter mehr Raum. Und er machte es sehr gut.
Ist es nicht zu viel verlangt, wenn der 20-jährige Suter der Nummer-1-Center des ZSC sein muss?
Da gebe ich Ihnen recht. Obschon er viel Qualität hat.
Fehlte ein Offensivcenter?
Ja.
Die Mannschaft ist im Umbruch, was die Leader angeht. Wer könnte in die Fussstapfen Segers treten?
Für mich ist das die Generation mit Geering, Chris Baltisberger, Schäppi, Marti. Die stehen in der Verantwortung und müssen in dieser Hinsicht den nächsten Schritt machen.
Aber das ist nicht jedem gegeben.
Nein. Aber ich spielte mit Seger, als er noch Pickel im Gesicht hatte. Damals schrie er auch nicht in der Kabine herum und sagte Jaks und Hodgson, was sie zu tun hätten. Das ist ein Prozess.
Und wer wird Meister?
Davos.
Nicht Bern?
Nein. Davos hat die beiden Wieser und Ambühl. Es hat eine grosse, kräftige Verteidigung und extrem viele gute Stürmer. Lindgren musste noch nicht einmal gross skoren. Ich tippe auf Davos, und Goalie Senn wird die Entdeckung sein.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch