«Stand with Ukraine» in BernTausende friedlich Demonstrierende fordern Frieden für die Ukraine
Am Samstagnachmittag hat in Bern eine Kundgebung gegen den Krieg in der Ukraine stattgefunden – diesmal wurde national dazu aufgerufen.
Zehn Minuten, bevor die Kundgebung offiziell beginnt, sind auf der Schützenmatte in Bern rund 200 Personen eingetrudelt. Die Leute stehen in Grüppchen, zwischen ihnen klaffen Löcher. Innerhalb weniger Minuten füllen sich diese jedoch mit weiteren 600, 700, 800 Menschen. Viele tragen Fahnen in blau-gelb, in Regenbogenfarben oder in blau mit gelben EU-Sternen.
Die Leute haben sich an diesem Samstagnachmittag versammelt, um für Frieden in der Ukraine zu demonstrieren. Zur bewilligten Kundgebung wurde national aufgerufen. Sie fordert ein möglichst rasches Ende des Kriegs.
Unter dem Motto «Stand With Ukraine» spricht sich ein überparteiliches Bündnis für die Unterstützung der Menschen in der Ukraine und gegen Geld für das russische Regime aus. Zudem fordert das Bündnis, dass die Schweiz die Errichtung eines Sondertribunals unterstützt. Dieses soll Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen untersuchen.
An der Demo ist auch Olya Tognetti mit ihrem Mann Riccardo und ihren beiden erwachsenen Töchtern Laura und Jessica. Olya Tognetti ist in Marjinka aufgewachsen, einer Stadt nahe Donezk. Sie lebt bereits seit 30 Jahren in der Schweiz. Doch in ihr Marjinka, wie sie es kannte, wird sie nie zurückkehren können: Das Städtchen, wo ihre Eltern begraben sind, ist zerstört. «Auf Bildern sieht man nur schwarz, nur Ruinen.» Wirklich realisieren werde sie es erst, wenn sie es selber sehen werde.
Tognetti ist Vorstandsmitglied des Vereins Helvetia for Ukraine, der die Kundgebung mitorganisiert hat. Sie ist heute hier, um sich von Bern aus für die Rechtsstaatlichkeit in der Ukraine einzusetzen: «Die Ukraine darf nicht aufgeben», ist sie überzeugt.
Marsch zum Bundesplatz
Der Umzug bewegt sich friedlich Richtung Speichergasse und wird von einer horizontal gespannten ukrainischen Flagge angeführt. Ihr folgen Eltern, die ihren Nachwuchs im Kinderwagen stossen oder auf den Schultern tragen, hier eine Frau, die mit Krücken mitspaziert, dort ein Mann, der sein Fahrrad stösst. Und insgesamt wohl genauso viele junge wie ältere Menschen. Die Leute skandieren «Stand with Ukraine» und «Russia is a terrorist state.»
Am Ende des Umzugs ertönt aus Boxen ein Lied, in dem der Sänger auf Englisch fragt: «Auf welcher Seite bist du?» Und auf einem Schild steht, ebenfalls auf Englisch: «Neutralität ist Egoismus».
Unterwegs gesellen sich mehr und mehr Menschen dazu, sodass nach rund einer Dreiviertelstunde gegen 2000 Menschen auf dem Bundesplatz eintrudeln. Dort bläst während einer Schweigeminute eine Bise durch die Flaggen, die sich die Demonstrierenden umgebunden haben, und die Sonne wärmt den Rücken.
Reden und Musik
Auf dem Bundesplatz fordern Politikerinnen und Politiker der FDP, GLP, SP und der Grünen Solidarität und Schutzgüter für die Ukraine. Und dass alle in der Schweiz ebenso Widerstand leisten, wie die Menschen in der Ukraine. Nach jeder Rede ertönt ein «Slava ukraini», dazwischen wird geklatscht und gepfiffen.
Als Schlussredner verweist Sasha Volkov vom Ukrainischen Verein der Schweiz auf die Müdigkeit der Ukrainerinnen und Ukrainer. Sie sind müde, kämpfen zu müssen, ihre Familie nicht sehen zu können, in Ungewissheit zu leben.
Um 16.30 Uhr endet die Kundgebung mit ukrainischer Musik. Einige bleiben noch auf dem sonnigen Teil des Platzes stehen, doch die Menge löst sich langsam auf.
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