Test für SelbstverliebteNarzisstische Augenbrauen
«Poller»-Kolumnistin Frau Feuz vergleicht sich mit Kanye West und hat auch sonst nichts an sich auszusetzen. Nur, dass sie sich dazu überreden liess, für jemanden zu kochen, ärgert sie.

Nachbar (durchs Loch in der Küchendecke): Feuz, was treibst du?
Frau Feuz: Ich guck meine Augenbrauen im Spiegel an.
Nachbar: Wieso das denn?
Frau Feuz: Ich will herausfinden, ob ich eine Narzisstin bin.
Nachbar: Und wieso guckst du dafür deine Augenbrauen an?
Frau Feuz: Weil kanadische und amerikanische Psychologinnen eine Studie herausgegeben haben, in der sie darlegen, dass man Narzissten an den Augenbrauen erkennen kann. Sag mal, Nachbar, hast du das Gefühl, dass ich eine Narzisstin bin?
Nachbar: Na ja. Du sprichst ausschliesslich von dir selber, bist manipulativ, musst immer recht haben …
Frau Feuz: Hatte ich das etwa mal nicht?!
Nachbar: … hast Starallüren …
Frau Feuz: «Der grösste Kummer in meinem Leben ist, dass ich mich niemals selber live bei einem Auftritt sehen kann», Zitat Kayne West. Geht mir genau gleich.
Nachbar: … du kannst nicht zuhören, von dem her …
Frau Feuz: Ich bin also keine Narzisstin. Danke, Nachbar. Immer gut, eine andere Meinung zu hören. Aber genug über mich geredet. Wie findest du mich so?
Nachbar: Heute bist du ja noch unerträglicher als sonst, Feuz. Wie kommts?
Frau Feuz: Ich hab schlechte Laune, weil ich versprochen habe zu kochen. Kochen ist das Hinterletzte.
Nachbar: Und wer ist die lebensmüde Person, die essen will, was du in eine Pfanne haust?
Frau Feuz: Der Engländer aus dem zweiten Stock. Der braucht Aufmunterung.
Nachbar: Aha. Und indem du kochst, willst du ihm zeigen, dass es noch viel Verheerenderes gibt als einen verlorenen EM-Final? Souveräne Offensivtaktik.
Frau Feuz: Klappe, Nachbar.
Nachbar: Was kochst du denn?
Frau Feuz: Bonucci und Rice mit Chiesa überbacken und einem Löffel Jorginho obendrauf.
Nachbar: Donnarumma, Feuz. Und dazu eine Flasche Barella?
Frau Feuz: Genau. Und am Schluss mindestens drei Absaka.
Nachbar: Sag mal, warum bin ich eigentlich nicht eingeladen? Verrati!
Frau Feuz: Du musst dich doch auf deine Bewerbungsgespräche vorbereiten.
Nachbar: Aha. Ich bewerbe mich also um einen Job?
Frau Feuz: Sicherscho. Poller ist bald immobile, und ich habe keine Lust, dich durchzufüttern. Aber nicht verzagen, Feuz fragen. Wenn Google was nicht weiss, rufen sie ja auch bei mir an. Ich hab da genau das Richtige für dich: Stimmenzähler in Frauenfeld.
Nachbar: Och nö.
Frau Feuz: Dozent für Misswirtschaft an der HSG?
Nachbar: Nope.
Frau Feuz: Chorleiter bei der Berner SVP?
Nachbar: Kä Luscht.
Frau Feuz: So geht das nicht, Nachbar. Als wertvolles Mitglied dieser Gesellschaft musst du dich in den Staatsapparat einfügen.
Nachbar: Ich könnte doch dein Psychologe sein. Wär bestimmt lustig. «Dummheit, die man bei anderen sieht, wirkt meist erhebend aufs Gemüt.» Zitat Wilhelm Busch.
Frau Feuz: Pass bloss auf, dass es dir nicht ergeht wie Max und Moritz. «Wehe, wehe, wehe! Wenn ich auf das Ende sehe!!»
Nachbar: Ist das eine Drohung? Willst du im Treppenhaus das Geländer ansägen? Meine Pfeife mit Schwarzpulver füllen? Würde mich ja alles nicht erstaunen, denn: «Ja, zur Übeltätigkeit, ja, dazu ist Feuz bereit.» Sieht man ja auch schon deinen Augenbrauen an.
Frau Feuz: Ach, Nachbar. Du wirst mir fehlen.
Gisela Feuz ist freie Kulturjournalistin, der Poller-Nachbar ab September Geschichte. Miranda Giacomin und Nicholas Rule wurden mit dem Ig-Nobelpreis ausgezeichnet für die Entwicklung einer Methode zur Identifizierung von Narzissten durch Untersuchung ihrer Augenbrauen. Wie es um die Augenbrauen des Chefs steht, ist unbekannt, weil anderer Badezimmerspiegel.
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