Nach Gipfel-Absage – Journalisten sitzen in Hotel fest
Rund 20 ausländische Journalisten sind noch in Nordkorea – wie sie die Absage des Gipfeltreffens erleben.
CNN-Reporter Will Ripley sass am späten Donnerstagabend mit nordkoreanischen Beamten im Speisewagen irgendwo zwischen dem Atomtestgelände Punggye Ri und der Hafenstadt Wonsan, als er den Anruf erhielt, der alle überraschte. «Das war ein echter Schock.» Ripley las Donald Trumps Brief an Kim Jong-un vor – die Absage des historischen Gipfeltreffens. Die Beamten seien sofort aufgesprungen und rausgegangen, um zu telefonieren und die Nachricht weiterzugeben.
«In diesem Land zu sein, nur wenige Stunden nachdem sie ihr Atomtestgelände in die Luft gejagt haben, war sehr unangenehm und beunruhigend», schildert er den Moment. Aus Sicht der Einheimischen hatte Pyongyang ein grosses Zeichen des guten Willens gezeigt, nur um kurz darauf zu erfahren, dass Washington das Treffen abgesagt hat, auf das die Nordkoreaner seit Jahrzehnten hofften.
Die Reaktion Nordkoreas auf die Absage sei denn auch «überraschend zurückhaltend» ausgefallen, so Ripley. «Ich dachte, wir würden eine wütendere Antwort von den Nordkoreanern bekommen.» Die Einheimischen seien überzeugt, die Situation zeige, wie ernst die Beziehung zwischen den USA und Nordkorea sei.
Journalisten sitzen im Hotel fest
Am Morgen danach ist die Stimmung unter den Journalisten nervös. Man habe sie angewiesen, in ihrem Hotel in Wonsan zu bleiben und nicht aus den Fenstern zu schauen, berichtet Ripley am Freitag auf Twitter. Sie seien im Presseraum versammelt. Einer von ihnen habe vor dem Gebäude erhöhte Sicherheitsvorkehrungen bemerkt und sei sofort wieder hineingeschickt worden.
Mehrere Reporter schrieben, dass sie nicht zum Satelliten vor dem Hotel gehen durften, um ihre Berichte aus Wonsan zu übermitteln, und dass sie keine Internetverbindung mehr hätten.
Nach drei Stunden war der Spuk vorbei. Was geschehen sei, würden sie wohl erst einen Tag später aus den nordkoreanischen Medien erfahren, schreibt Ripley. Gerüchten zufolge soll ein hoher Funktionär ausgeflogen worden sein. In Wonsan gibt es einen internationalen Flughafen – allerdings ohne regelmässigen Flugplan. Die Journalisten scheinen zudem auch die einzigen Gäste im neu gebauten Hotel zu sein.
Die Absage des Gipfels beunruhigt die ausländischen Korrespondenten, die sich im abgeschotteten Land befinden. Es könne «nachhaltige Auswirkungen» geben, berichtet CBS-News-Journalist Ben Tracy. «Sie werden wahrscheinlich mit irgendeiner Form von Wut und Enttäuschung reagieren», sagte er. Man könne erwarten, dass Nordkorea die USA für das Ende der Diplomatie auf der koreanischen Halbinsel verantwortlich mache. «Es könnte ein Vorwand sein, Versprechen, die Südkorea gemacht wurden, zurückzuziehen.»
Kim liess nur Fernsehjournalisten einfliegen
Rund 20 Journalisten aus den USA, Südkorea, Grossbritannien, China und Russland waren eingeladen worden, um die Sprengung des nordkoreanischen Atomtestgeländes zu verfolgen.
Die Reporter – nur Fernsehjournalisten, keine Print- oder Radioleute – wurden im Zug nach Punggye Ri gebracht – einem Ort in einer gebirgigen Gegend im Norden des Landes.
Die Explosionen auf dem Testgelände in Punggye Ri. (Video: Tamedia, AFP)
Zwei Schlafabteile und ein Speisewagen standen ihnen zur Verfügung. Alle Fenster waren abgedunkelt, sie zu öffnen oder die Landschaft zu filmen, war nicht erlaubt. Nach einem üppigen zehngängigen Abendessen zogen sich die Reporter in die Schlafwagen zurück. In der Nacht habe der Zug mehrere Stunden gehalten und Wachen seien durch die Gänge patrouilliert, beschreibt Ripley die 12-stündige Reise.
Auf dem Testgelände besichtigten die Reporter drei Testtunnels, bevor diese in die Luft gesprengt wurden. Nordkoreas Atomwaffeninstitut zufolge wurde die vollständige Zerstörung der Anlage erreicht, indem «sämtliche Tunnel per Explosion zum Einsturz gebracht und die Tunneleingänge komplett geschlossen» worden seien. Experten waren aber nicht zugegen, um dies zu bestätigen. Auf dem Gelände waren alle von Nordkorea gemeldeten sechs Atomtests vorgenommen worden.
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