Nach dem Tod des Arztes schliesst Praxis
Nachdem der einzige Dorfarzt letzten Frühling bei einem Velounfall ums Leben gekommen war, konnte für seine Praxis in Rapperswil keine Nachfolge gefunden werden. Sie schliesst Ende Januar ihre Türen.

In wenigen Tagen schliesst die einzige Arztpraxis in Rapperswil ihre Tür. Dorfarzt Dieter Thür, der die Praxis während knapp dreier Jahrzehnte geführt hatte, kam im vergangenen Frühjahr bei einem tragischen Velounfall ums Leben. Seither versuchte seine Frau die Nachfolge zu regeln, erfolglos. Nach dem plötzlichen Tod des Arztes verschwindet somit auch dessen Lebenswerk.
«Ich habe mithilfe von Spezialisten intensiv nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger gesucht», sagt Madeleine Thür. Sogar bis nach Deutschland habe man Ärzte kontaktiert. Doch der Markt ist ausgetrocknet, das Interesse an einer selbstständigen Tätigkeit ist kaum noch vorhanden.
Auch wenn sich die Situation laut Fachleuten verändern und sich das Image des Hausarztberufes verbessern wird (siehe Box unten), Madeleine Thür wurde der aktuelle Hausarztmangel zum Verhängnis. Unschönes Detail: «Mit einer potenziellen Nachfolgerin stand ich kurz vor Vertragsabschluss, doch sie zog sich vor wenigen Wochen ohne Begründung zurück.»
Und jetzt?
Nach dem Tod des Arztes sprangen vorerst drei pensionierte Kollegen in die Bresche. Von Beginn an war klar, dass deren Einsatz befristet sein wird, bis eine definitive Lösung gefunden ist.
«Für mich und die Stellvertreter war es ein Schock, als wir realisieren mussten, dass wir die Praxis nicht weiterbetreiben können», sagt Madeleine Thür. Die drei Ärzte arbeiten noch bis zum 25. Januar. Die beiden Praxisassistentinnen sowie die Auszubildende hätten zum Glück bereits eine andere Anstellung oder sonstige Lösung gefunden, so Thür.
«Die Situation im Dorf ist tragisch und äusserst schwierig.»
Der Physiotherapeut, Kees Brinkhof, wird bis auf weiteres am Dienstag und am Freitag in der Praxis arbeiten. Auch die Medizinische Trainingstherapie bleibt bis auf weiteres geöffnet.
Nun müssen noch Dieter Thürs Patienten an einem neuen Ort unterkommen. Sie würden hauptsächlich nach Messen, Schüpfen, Münchenbuchsee, Schönbühl oder Jegenstorf ausweichen. «Einfach wird es für die Leute leider nicht, denn viele Arztpraxen nehmen keine neuen Patienten», sagt Madeleine Thür. Der Patientenstamm des ehemaligen Rapperswiler Dorfarztes umfasst einige Tausend Namen.
Schmerzlicher Verlust
Auch Christine Jakob (SVP), Gemeindepräsidentin von Rapperswil, stuft die Situation im Dorf als «tragisch und äusserst schwierig» ein. Im Gemeinderat werde das Problem des Ärztemangels diskutiert.
Der Tod des damals 64-jährigen Arztes sorgte für Erschütterung. Das ganze Dorf stehe unter Schock, der Tod sei ein grosser Verlust, sagte damals Christine Jakob. Erschüttert sei man nicht nur wegen des Verlustes des Dorfarztes, der drei Jahrzehnte für seine Patienten da war, man trauere auch um einen geschätzten Menschen.
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