Meret Matter, Performerin«Mutter hatte das ganze Bad mit Wölfli zugekleistert»
Meret Matter nimmt sich zusammen mit Schlagzeuger Lucas Niggli des Werks von Adolf Wölfli an. Warum eigentlich?

Sie performen zusammen mit Schlagzeuger Lucas Niggli das Werk des Art-Brut-Künstlers Adolf Wölfli. Wieso?
Wir haben schon sehr viel zu Wölfli zusammen gearbeitet, zuletzt für eine grosse Wölfli-Ausstellung in der Villa Stuck in München. Zusammen mit dem Trio Steamboat Switzerland – wo auch Lucas Niggli mitspielt – habe ich das Musiktheater «Das Allmachtsrohr» zu Wölflis 150. Geburtstag im Jahr 2021 inszeniert. Und dann dachte ich: Wölfli zu zweit aufführen? Dann am besten mit dem Schlagzeuger.
Wann haben Sie das Interesse an Wölfli gefunden?
Als Kind. Mutter hatte das ganze Bad mit Wölfli-Plakaten zugekleistert, und ich las die Texte darauf, die faszinierten mich damals schon. Für mich zählt er zu den grössten Schweizer Künstlern in jeder Hinsicht. Er ist auch sehr düster. Er hat früh viel Gewalt erfahren, wurde dann selbst gewalttätig und schliesslich weggesperrt.
In der Psychiatrie wurde er zum Künstler.
Er war einer der ersten Art-Brut-Künstler. Waldau-Psychiater Walter Morgenthaler ermunterte ihn zur Kunst. Wölfli wurde sozusagen zum Prototypen für all jene, die später dank der Kunst aus der Gewaltspirale fanden.
Was erwartet uns bei der Performance?
Kleine Walzer und Märsche kommen vor, dazu Texte aus seiner sehr umfangreichen Autobiografie «Von der Wiege bis zum Grab», wir projizieren auch einige seiner Bilder. Es ist ein audiovisuelles Eintauchen in Adolf Wölflis Welt.
Was gibt es in dieser Welt zu entdecken?
Seine Texte sind ja weit weniger bekannt als seine Bilder, obwohl er auch sehr viel geschrieben hat. Er hat sich ein grössenwahnsinniges Leben erdichtet. Er war vom Verdingbub über den Kaiser bis zum Vater von Gott in verschiedenen Identitäten zu Hause. Das Ganze ist auch deshalb spannend, weil er ohne moralischen Filter schrieb. Wölfli ist wild, ein ungezähmtes Biest. Und eine emotionale Achterbahnfahrt.
Bee-flat im Progr, Bern. Sonntag, 22. Januar, 20.30 Uhr
Fehler gefunden?Jetzt melden.