«Was geht?» Die Ausgehtipps der nächsten WocheMusik zu allen Tages- und Nachtzeiten
Die kommende Kulturwoche nimmt kein Blatt vor den Mund: eine Abhandlung über die «CoroNation» Schweiz und Tipps für mehr Feminismus aus Ruanda.
Lionel Friedli: Der grosse Sideman wird Bandleader
Man nannte Lionel Friedli schon so einiges: einen «Powerdrummer, der auch leise spielen kann (und will)», zum Beispiel, oder ein «Schlagzeugkraftwerk, furios und unerschrocken». Klar ist: Lionel Friedli ist einer der gefragtesten Schlagzeuger des Landes und ein wesentlicher Taktgeber der hiesigen Musikszene. In über 70 Projekten hat der Träger des Schweizer Musikpreises schon mitgewirkt, etwa in Nicolas Massons Band, bei Roman Nowka’s Hot 3 oder im Dave-Gisler-Trio. Nun hat er seine eigene Band gegründet: Lionel Friedli & The Counter Punchers nennt er sie, mit Flo Stoffner an der Gitarre und John Edwards am Bass. Wie das klingt? Das gibt es erst am Samstag zu erfahren. Friedli ist Resident-Artist im Bieler Konzertlokal Le Singe, wo er während eines fünftägigen Aufenthaltes sein neues Musikprojekt realisiert. Diese «Carte blanche» endet mit einem Konzert am Samstagabend. (mbu)
Le Singe, Biel, Sa, 14. Januar, 21 Uhr
Das Epos geht weiter: «Die Walküre»

Mit der «Walküre» kommt Teil zwei der Tetralogie «Der Ring des Nibelungen» von Richard Wagner auf die Stadttheaterbühne. Wie schon das «Rheingold» in der letzten Saison wird die Berner «Walküre» von der polnischen Regisseurin Ewelina Marciniak inszeniert. Das Figurenkarussell erweitert sich: Da sind Wotan, Fricka und ihre neun Töchter, die Walküren. Hinzu kommen Brünnhilde, das Zwillingspaar Sieglinde und Siegmund und deren inzestuös gezeugter Sohn Siegfried, der sich später zum Helden mausert. Die Handlung der fast vierstündigen Oper zu verfolgen, braucht Konzentration. Aber so ist halt Wagner – eintauchen und Zeit vergessen obligatorisch. (mar)
Stadttheater Bern, Sonntag, 15. Januar, 18 Uhr. Bis 19.3.
So geht Gleichstellung: «Learning Feminism from Rwanda»

Es sind Zahlen, von denen der feministische Teil der Schweiz nur träumen kann: In Ruanda sind 61 Prozent der Abgeordneten des Parlaments weiblich. Während hierzulande der Frauenanteil im Nationalrat immerhin 42 Prozent beträgt, machen die Ständerätinnen nur rund ein Viertel aus. Wie Ruanda dazu kam, die Gleichstellung zur Grundlage seiner Politik zu machen, davon erzählt das Theaterstück «Learning Feminism from Rwanda». In einer Lecture-Performance, in der sich politische Brandreden mit anmutigen Tanzeinlagen oder einem Ausflug in die ruandische Mythologie abwechseln, erläutern fünf Darstellerinnen und Darsteller den Fast-Track-Feminismus des Landes – und machen spielerisch deutlich, was Europa vom kleinen ostafrikanischen Staat lernen kann. (lri)
Schlachthaus-Theater Bern, Freitag, 13. Januar, 20 Uhr. Bis 16.1.
«CoroNation» und andere Krönungen des aktuellen Musikschaffens: HKB Playtime

«Playtime» steht für Experimentierfreude, und das bereits in der fünften Edition: Playtime ist ein Festival der Abteilung Musik an der Hochschule der Künste Bern und bietet an drei Abenden 18 Konzerte mit Musik aus verschiedensten Epochen und Genres. Sergej Prokofjews Klaviersonaten treffen auf Entdeckungen der Komponistin und Frauenrechtlerin Ethel Smyth, Meilensteine der Minimal Music auf brandneue Installationen und Performances der Studierenden. Ein Höhepunkt des Festivals markiert die Uraufführung des Musiktheaters «CoroNation» von Aleksandra Stankowitsch, eine Abhandlung der serbischen Studentin über ihre Zeit im Pandemie-geprägten Bern. (mar)
Diverse Orte in Bern und Biel, Donnerstag, 12. bis Samstag, 28. Januar, Informationen unter https://hkb.lineupr.com/playtime-2023/
Der Boss der Bossa nova: The Brazilian Trio mit Duduka da Fonseca
Mit dem Schlagzeuger Duduka da Fonseca über seine Arbeit zu reden, ist wie ein Erlebnisausflug durch die Geschichte der brasilianischen Musik. Der Mann aus Rio war der letzte Schlagzeuger der Bossa-nova-Legende Antonio Carlos Jobim, bei dem auch seine Frau, die Sängerin Maucha Adnet, Berühmtheit erlangte. Seinen grossen Traum, mit den Helden des amerikanischen Jazz zusammenzuarbeiten, erfüllte er sich, als er 1975 nach New York auswanderte und in der Folge mit so ziemlich jedem kollaborierte, der im Jazz Rang und Ansehen geniesst: von Herbie Mann über Joe Henderson, von Lee Konitz bis John Zorn. Nach Bern reist der so locker und leicht groovende und mehrfach Grammy-nominierte Herr mit seinem Brazilian Trio, mit dem er sich – wie könnte es anders sein – auf seine brasilianischen Wurzeln zurückbesinnt. (ane)
Marians Jazz Room, bis Samstag, 14. Januar.
Fiji: Disco um Mitternacht
Zuerst wird im Du Nord gegessen, danach ein bisschen ab- und aufgeräumt. Und wenn es zur Geisterstunde schlägt, ist es Zeit für musikalische Ausschreitungen. Seit letztem Herbst veranstaltet das Restaurant in der Lorraine einmal im Monat Mitternachtskonzerte: Nord Nacht nennt sich die Reihe. Migo & Buzz spielten beispielsweise schon. Und jetzt steht mit Fiji eine Berner Institution auf dem Programm. Fiji, mit Simon Schüttel und Simone de Lorenzi, spielen verdunkelte Synthiepop-Balladen und lasziven Electroclash mit dem gerade richtigen Schuss Disco. «In the Mood for Love» etwa, von ihrem aktuellsten Album, klingt, «als sei Grace Jones direkt von einer Afterhour-Party fremdstoffbeeinträchtigt in ein Tonstudio abgezweigt worden», wie diese Zeitung einst schrieb. Wenn das nicht vielversprechend ist. Wir sagen nur: Disco! (mbu)
Du Nord, Bern, Sa, 14. Januar, 00.00 Uhr
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