Kommt Ortsplanung noch vors Volk?Münsinger Politiker raufen sich zusammen – doch SVP will Referendum
Das Parlament genehmigte die Ortsplanungsrevision. Umstrittener waren die separaten Vorlagen zu einzelnen Entwicklungsgebieten.

Ab nächster Woche lädt die Aaretaler Volksbühne zum Theater. Bis Anfang Dezember steht das Stück «Bäckerei Dreyfuess» auf dem Programm. Versprochen wird ein «unbeschwertes Theatererlebnis», das Bühnenbild im Münsinger Schlossgutsaal mit Backstube, Cafétisch und «Beck»-Aushang steht bereits.
Vor dieser Kulisse debattierte am Dienstagabend das Gemeindeparlament über die Ortsplanungsrevision. «Ein Generationenprojekt» nannte es Gemeinderat Andreas Kägi (FDP). Es beinhaltet ein 100-seitiges Baureglement, verschiedene Zonenpläne und legt die Entwicklung der nächsten rund 15 Jahre fest.
Das Parlament genehmigte die Hauptvorlage mit 23 Ja zu 3 Nein. Gerungen wurde nur um wichtige Details wie Grenzabstände oder Geschossflächenziffern. Die grossen Diskussionen blieben aus. Grund: Die Mitglieder hatten sich in den letzten Wochen an runden Tischen getroffen – und sich «zusammengerauft», wie Andreas Oestreicher (GLP) sagte. «Auch wenn wir nicht alle gleicher Meinung sind, haben wir ein Einvernehmen.»
Das letzte Wort ist wohl noch nicht gesprochen. Sowohl die SVP wie auch ein Komitee namens «Zukunft mit Vernunft» haben bereits angekündigt, Unterschriften für ein Referendum sammeln zu wollen. Die Ortsplanungsrevision könnte also vors Volk kommen.
Platz für bis zu 300 Leute
Zunächst debattierte das Parlament über einzelne separate Vorlagen der Ortsplanungsrevision. Für drei Entwicklungsgebiete sah der Gemeinderat sogenannte Zonen mit Planungspflicht vor. Doch nur eines dieser Projekte – Underrüti – fand im Plenum Anklang. Auf diesem gemeindeeigenen und als Bauland eingezonten Areal befinden sich heute Familiengärten.
Hier plant die Gemeinde eine viergeschossige Überbauung für bis zu 300 Personen. Die Wohnungen sollen in Kostenmiete angeboten werden, also günstiger als üblich. Dieses Projekt fand von links bis rechts Anklang. «Es fördert die soziale Durchmischung und wirkt dem steigenden Flächenverbrauch entgegen», sagte Andreas Wiesmann (Grüne).
Nein zu Thalmatt
Keine Chance hatten beim Parlament die beiden anderen separaten Vorlagen. Zum einen die Thalmatt in Tägertschi. Gemäss den geltenden Bestimmungen könnte das Areal, auf dem sich heute die Schreinerei von Terra Vecchia befindet, vollständig für Wohnungen genützt werden. Das ist aus Sicht der Gemeinde nicht erwünscht. Sie wollte die Wohnnutzung einschränken und Gewerberäume zulassen.
Zum anderen die Vorlage «Im Stock». Hier sollte eine Überbauung mit 30 bis 50 Wohnungen entstehen. Es fehle aber ein öffentliches Interesse, sagte Oestreicher. Und Linus Schärer (SP) fand, es handle sich um ein sensibles Gebiet. «Das möchten wir unbenutzt lassen.» So wirkte sich die Bäckerei-Kulisse doch noch auf die Politik aus. Der Gemeinderat muss etwas kleinere Brötchen backen.
Johannes Reichen ist Journalist und arbeitet bei der Regionalredaktion. Er schreibt über Menschen, Politik und Gerichtsfälle.
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