Pianist Kristian Bezuidenhout«Mozart wird oft als einfaches Gemüt charakterisiert»
Der australische Pianist Kristian Bezuidenhout über die Spieltechnik auf modernen und historischen Instrumenten und den Humor von Robert Schumann.

Sie spielen mit der Camerata Bern Mozarts Klavierkonzert Nr. 14 KV 449 auf einem modernen Flügel. Seinerzeit erklang das Konzert auf dem Hammerklavier. Wie empfinden Sie die Übersetzung auf das moderne Instrument?
Die Herangehensweise an das Werk ist auf einem modernen Instrument anders: Spielart und Technik verändern sich, insbesondere vom Timing und von der Artikulation her. Auch ist der Klang des Flügels ein anderer, vor allem in der Art und Weise, wie er mit dem Orchester interagiert. Aber im Prinzip sind die Interpretationen auf einem historischen oder einem modernen Instrument vergleichbar mit zwei verschiedenen Akzenten derselben Sprache.
Worin unterscheidet sich die Spieltechnik auf einem historischen Instrument im Gegensatz zum modernen Flügel?
Um einen Konzertflügel richtig zum Klingen zu bringen, muss ich als Pianist den ganzen Oberkörper einsetzen. Auf dem Hammerklavier hingegen hilft das überhaupt nicht. Dort gilt: keine extremen Bewegungen, starker Fokus, detailliertes Spiel, die Finger immer direkt auf den Tasten. Schlichtheit und Einfachheit sind essenziell.
Mozart hat das Klavierkonzert für eine flexible Besetzung geschrieben – Oboen und Hörner sind fakultativ, die Streichinstrumente können notfalls das Klavier als Quartett begleiten. War das seinerzeit üblich?
Diese Flexibilität in der Besetzung war weniger ein durchdachtes Konzept als ein Mittel zum Zweck: Komponisten wollten, dass ihre Musik möglichst oft gespielt werden konnte. Die Kammermusikfassung ermöglichte kleinere Aufführungen im Salon oder das Musizieren im privaten Rahmen, die Konzertfassung war für die Bühnen. Das war sehr clever.
In welcher Besetzung entfaltet das Werk aus Ihrer Sicht sein grösstes Potenzial?
Das Klavierkonzert Nr. 14 funktioniert einwandfrei als Kammermusik. Aber das bezauberndste Element in Mozarts Werken ist der Einsatz von Blasinstrumenten für die Klangfarbe. Dieses Gespür war für die Musik des 18. Jahrhunderts schlichtweg revolutionär. So offenbart sich das wahre Genie Mozart dann eben doch vor allem in der grösseren Besetzung.
Neben drei Mozart-Stücken steht das Klavierquartett von Robert Schumann auf dem Programm. Wo trifft sich Schumanns romantische Musiksprache mit dem Klassiker Mozart?
Ich erinnere mich an einen Lehrer, der mir sagte: Spiel Mozart mehr wie Schumann und Schumann mehr wie Mozart. Was er mir damit auf den Weg gegeben hat, ist, Mozarts Musik mehr mit einem romantischen Klangideal zu interpretieren und dass Schumanns Musik an Tiefe gewinnt, wenn sie mit mehr Disziplin, Struktur und klassischer Hierarchie behandelt wird. Gerade in Schumanns Klavierquartett ist nämlich sehr vieles von Mozarts Einfluss zu hören.
Das Programm heisst «Amadé und Florestan», nach einem von Mozarts vielen Alias – «Amadé» – und der Kunstfigur «Florestan» aus Schumanns Feder. Geht es im Programm auch darum, versteckte Seiten der Komponisten zu entdecken?
Mir gefällt die Idee, Komponisten auch mal anders zu beleuchten. Denn gerade Mozart wird gemeinhin nur als einfaches Gemüt charakterisiert. Im Programm aber wird auch Mozarts vielleicht eher versteckte Tiefgründigkeit hörbar, die ja beispielsweise Schumann viel mehr attestiert wird.
Und wie steht es um den Humor bei Schumann?
Schumann hatte Humor, der sich in seinen Werken oft nur wenig unter der Oberfläche versteckt. Am direktesten hörbar wird Schumanns Witz meiner Meinung nach in den Solo-Klavierwerken. In seiner Kammermusik hingegen blieb der Komponist eher ernst. So auch das Klavierquartett, das ich mit der Camerata Bern spielen werde – es ist sehr barockorientiert und klingt nach den Einflüssen von Mendelssohn. Aber wer Acht gibt, hört den Humor, als Augenzwinkern, als kleines Funkeln zwischen den Notenlinien.
«Amadé und Florestan» mit der Camerata Bern, Zentrum Paul Klee Bern, Samstag, 14., und Sonntag, 15. Januar, jeweils 17 Uhr.
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