Mode auf dem Prüfstand
Sieben junge Bernerinnen zeigen ihre Kollektionen im Rahmen von Schulmodeshows vor Publikum. Ein Gespräch mit Lea Walti und Daniela Tschanz über Erwartungen, Ängste und die Zukunft.
Nervös sind sie noch nicht. Zumindest nicht wegen der Modeschauen an sich. «Lampenfieber habe ich wenn schon wegen der Pressekonferenz, die zwischen den beiden Showdurchgängen stattfinden wird», meint die 23-jährige Lea Walti, Absolventin der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und soeben frisch diplomiert in Independent Fashion-Design. Auch die 24-jährige Daniela Tschanz, kurz vor Abschluss der Ausbildung zur Bekleidungsgestalterin an der Berufs-, Fach- und Fortbildungsschule Bern (BFF), fürchtet eher die Medienfragen denn den Laufsteg. Beide werden ihre Arbeiten in den nächsten Tagen vor grossem Publikum präsentieren. Walti am 14. März 2009 im Rahmen der alljährlichen Abschlussshow in Basel, Tschanz am 19. März 2009 im Kornhausforum anlässlich von «Stichfest», der alle zwei bis drei Jahre stattfindenden Modeschau der BFF. Erwartungen haben sie keine. «Ich rechne nicht mit einer Jobangebot-Überhäufung. Dass jemand vom Laufsteg weg engagiert wurde, hat es, soweit ich weiss, noch nie gegeben. Dieser Floh wurde uns von Schulseite auch schon ausgetrieben», so Walti.
Freude und Stolz
Es ist die Freude, die überwiegt, und die Spannung, was die Tage alles mit sich bringen werden. Für beide ist die Situation mehr oder weniger neu. Lea Walti hat alle Abschlussshows gesehen, die während ihres Studiums stattgefunden haben, und im Rahmen einer der BFF ähnlichen Ausbildung schon einmal bei einer kleineren Show mitgewirkt. Daniela Tschanz konnte bei einem ihrer Praktika erste Laufstegluft schnuppern. Trotzdem ist nun alles anders. Grösser, wichtiger, aufregender. «Für mich ist es das erste Mal, dass ich unter meinem Namen an die Öffentlichkeit trete. Es sind meine eigenen Sachen. Dieser Umstand hat mich in den letzten zwei Monaten zu Höchstleistungen angetrieben», meint Tschanz. Walti freut sich darüber, «dass nun endlich wir an der Reihe, wir diejenigen sind, in deren Kreationen die Models über den Laufsteg defilieren» – und ist vor allem ob dem von ihr gewichenen Druck erleichtert. Sie hat mit ihrer Diplomkollektion als Abschlussarbeit bereits eine Präsentation hinter sich, vor einer Jury aus schulinternen und externen Experten. «Hier waren wir für alles selbst verantwortlich. Models, Musik, Choreografie, die gesamte 2D-Umsetzung der Kollektion. Umso schöner ist nun, viel davon ans Produktionsteam abgeben und die Show nach bestandener Prüfung als grosse Zugabe geniessen zu können.»
Die Zeit nach dem Grande Finale
Wie es danach weitergehen soll, dazu haben beide Jungdesignerinnen ihre Vorstellungen. Daniela Tschanz ist mit dem Ziel an die BFF gekommen, später als selbstständige Bekleidungsgestalterin zu arbeiten und verfolgt dieses Vorhaben nach wie vor: «Eine weiterführende Schule, wie Lea sie besucht hat, kommt für mich zurzeit nicht infrage. Die BFF ist bereits meine zweite Ausbildung, jetzt brauche ich mal Pause.» Auf ein eigenes externes Atelier wird sie nach dem Abschluss im Sommer vorerst verzichten, «den tiefen Fixkosten zuliebe». Dafür wird sie versuchen, ihren Namen via Internet zu streuen und dann Schritt für Schritt zu wachsen. Dabei möchte sie Einzelanfertigungen und Änderungsdienste anbieten, aber auch, sofern es die Finanzen erlauben, Kleinkollektionen realisieren. «Um der Kundschaft nicht nur anhand von Fotos zeigen zu können, was man hat.»
Lea Walti hingegen zieht es entweder zu einem Modelabel ins Ausland oder zu einem Modemagazin. «Mich interessieren sowohl die Arbeit als angestellte Designerin als auch jene als Stylistin. Könnte ich wählen, würde ich am liebsten in beide Bereiche hineinschauen und dann entscheiden, welcher Weg der richtige ist.» Ein eigenes Label steht vorderhand nicht auf ihrer Liste. «Das würde ich mir im Moment nicht zutrauen, alleine wegen der noch fehlenden Connections und Erfahrungen nicht.»
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch