Mittelmeermöwen verbreiten in Bern mediterrane Stimmung
Die Zahl der Möwen in Bern nimmt zu. In der Engehalde gibt es ein zweites Nest.

Sie kreisen zu zweit und zu dritt am Himmel und stossen lang gezogene hohe Schreie aus. Manch ein Berner, manch eine Bernerin hat dann Feriengefühle und wähnt sich kurz am Mittelmeer. Die Rede ist von den Mittelmeermöwen, die seit drei Jahren in der Stadt brüten. Es scheinen immer mehr zu werden. Vor drei Jahren wurde zum ersten Mal ein Nest mit Jungen im Osten der Stadt entdeckt. Unterdessen werden sie auch in der Länggasse gesichtet. «Manchmal kreisen bis zu 15 Mittelmeermöwen über der Stadt», sagt der Berner Ornithologe Jürg Hostettler. Er ist sicher, dass die Zahl der Mittelmeermöwen in der Stadt Bern zugenommen hat.
Wie viele Tiere es sind, lässt sich allerdings nicht mit Bestimmtheit sagen. Denn Möwen könnten kilometerweit fliegen. Doch seien unterdessen zwei Brutplätze bekannt, sagt Livio Rey von der Vogelwarte Sempach. Nebst dem ersten Brutplatz im Ostring gibt es einen zweiten auf dem Postfinance-Gebäude in der Engehalde. Hostettler, der auch bei der Vogelwarte mitarbeitet, vermutet gar, dass es noch weitere gibt. «Aber sie sind schwierig zu entdecken», sagt er. Zudem könnten sich sogenannte Nichtbrüter in der Stadt aufhalten.
Nichtbrüter sind Jungvögel der Vorjahre, die noch keinen Nistplatz haben, oder Altvögel ohne Partner. Es könnten auch Vögel aus anderen Kolonien sein, die neue Gebiete besiedeln. Am Neuenburgersee hat sich schon 1968 eine Mittelmeermöwen-Kolonie gebildet. Es war die erste in der Schweiz. Seither ist sie gewachsen. «Da kann es langsam zu Platzproblemen kommen», sagt Rey. Bern befinde sich am Rande des Verbreitungsgebiets und werde deshalb erst jetzt langsam besiedelt.
Sind die Möwen sogenannt invasive Tiere, die einheimische Arten verdrängen? Nein, antwortet Rey. Die Mittelmeermöwen seien zwar dominant, und die einheimische Lachmöwe sowie die Flussseeschwalbe seien bedroht. Doch sei nicht die Mittelmeermöwe der Grund für den Rückgang der kleineren Arten. «Die Gewässerkorrekturen und die intensive Landwirtschaft sind viel problematischer.» So habe die Flussseeschwalbe nicht mehr genügend Kiesbänke zum Brüten zur Verfügung. Und der Lachmöwe fehlten die überschwemmten Wiesen, in denen sie nisten könne. Ausserdem habe die Lachmöwe nicht mehr genügend Nahrung, weil die intensive Landwirtschaft sogenannte Schädlinge bekämpfe, die zum Speiseplan der Lachmöwe gehörten. Die Mittelmeermöwe gelte überdies selbst als einheimischer Vogel, da er selbstständig in die Schweiz eingewandert sei.
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