Mit dem Latein am Ende
Im Berliner «Tatort» scheitern die Kommissare am perfekten Verbrechen. Wie einst Hitchcock.

Der Täter ist überführt, er hat sich verplappert. Kommissar Karow könnte still triumphieren, aber er kann es nicht lassen. «Wenn du geschwiegen hättest, wärst du Jurist geblieben», wirft er dem Mörder – einem eingebildeten Schnösel – an den Kopf. Das tut er nicht auf Deutsch. Sondern sagt standesgemäss: «Si tacuisses iuris peritus mansisses.»
Das Latein, das Karow (Mark Waschke) einst als Gymnasiast büffelte, war also nicht umsonst. Dass der Kommissar ursprünglich Jurist werden wollte, ist in dieser Folge das Persönlichste, was wir von ihm erfahren. Gar nichts Neues gibt es zu seiner Kollegin Rubin, die doch bald aufhören wird und deswegen beim letzten Fall nebenbei noch Stellenangebote sondierte (Corinna Harfouch wird im Jahr 2022 für Meret Becker übernehmen). Dabei gehört das Private, das sich so reibungslos mit dem Polizeilichen mischt, sonst zu den Stärken des Berliner «Tatorts».
Dieser heisst «Das perfekte Verbrechen». Das ist ein uralter Krimitraum, mit dem sich seit Dostojewski schon Unzählige abgemüht haben. Die «Tatort»-Version weist dabei unübersehbare Parallelen zu Alfred Hitchcocks «Rope» auf. Der Film von 1948 läuft gelegentlich als «Cocktail für eine Leiche» am Fernsehen und wurde vom Regisseur später als missglückt bezeichnet. Dort wie hier geht es um Studenten aus bestem Haus, die sich für Übermenschen halten. Und das beweisen wollen, indem sie einen Mord begehen.
Das Mäuschen überlebt die Guillotine
Die Leiche ist in diesem Fall eine junge Frau, die auf dem Berliner Gendarmenmarkt mit einem Kopfschuss getötet wird. Die Ermittlungen führen bald in einen exklusiven Kreis von angehenden Juristen, die auf Hirschjagd gehen, sich in einer prächtigen Villa treffen und mit viel Tamtam Rituale aufführen. Regisseurin Brigitta Maria Bertele und Drehbuchautor Michael Comtesse bedienen dabei mit ihren verwechselbaren bleichen Burschen ein Klischee nach dem andern. Nur ein Mäuschen, das mittels Guillotine hingerichtet werden soll, wirkt originell (es überlebt).

Aber letztlich wird einfach erneut bewiesen: Dem perfekten Verbrechen ist filmisch nicht beizukommen. An den Schauspielern kann es nicht liegen. Der wunderbare Peter Kurth spielt den Oberguru der Studentenverbindung. Und der talentierte Anton von Lucke gibt den jungen Prolo, der mittels Probatio in den Kreis aufgenommen werden soll. Die beiden Schauspieler sind schon einmal aufeinandergetroffen. In der Serie «Babylon Berlin» hat der eine den anderen über den Haufen geschossen. Das war nicht perfekt, aber effektiv.
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