Mission: Verkehrsknoten entflechten
Mit dem neuen Hauptbahnhof schwillt der Fussgängerstrom zum Hirschengraben an. Die Stadt plant eine neue Unterführung und ein Paket zur Entflechtung des übrigen Verkehrs.
Die Prognosen sind beeindruckend. Ab 2025, wenn der Berner Hauptbahnhof umgebaut ist, wird die Zahl der Fussgänger, die vom oder zum Bahnhof gehen, um 40 Prozent zunehmen: auf 375000 pro Tag. Rund die Hälfte wird die neuen Bahnhofzugänge im Westen nutzen, in der Länggasse und, häufiger, beim Bubenbergplatz. Sehr viele werden den Platz überqueren, um beim Hirschengraben in Trams und Busse umzusteigen.
Auf der Hand liegt: Die heutigen Zebrastreifen werden für diesen Fussgängerstrom nicht ausreichen. «Der Bubenbergplatz ist schon heute für Fussgängerinnen und Velofahrer ein Nadelöhr», sagte die Stadtberner Verkehrsdirektorin Ursula Wyss (SP) gestern vor den Medien. «Ab 2025 werden sich die Personenströme hier verdoppeln.»
Abhilfe soll eine neue Unterführung vom künftigen Westausgang des Bahnhofs zum Hirschengraben schaffen. Die Fussgängerinnen und Fussgänger werden dort ans Tageslicht treten, wo heute das Bubenbergdenkmal steht. Dieses wird deshalb in die Mitte des Parks verschoben und der Park auch sonst grundlegend umgestaltet (siehe Text rechts). Dass die Unterführung nötig ist, hat inzwischen auch der Bund anerkannt: Er will sie mitfinanzieren.

Verkehrsströme umgestalten
Die Unterführung reicht aber in mehrfacher Hinsicht nicht aus. Es braucht weiterhin die oberirdische Querung, die Zebrastreifen. Und weil der Hirschengraben als städtischer ÖV-Knoten noch wichtiger wird, braucht es eine Neugestaltung des Auto- und auch des Veloverkehrs.
Ein Baustein ist die neue Velostation. Das Parkhaus für bis zu 3000 Velos soll unterirdisch unter dem Hirschengraben-Park entstehen. Dies, damit der Park von den heute dort parkierten Velos befreit werden kann. Fast wichtiger: Man will damit verhindern, dass jene Velofahrer, die aus dem Süden und Westen kommen und nur in den Bahnhof wollen, weiter weg einen Parkplatz suchen. Konkret: Wenn 3000 Velos in der Station parkiert sind, dann fahren sie nicht auch noch über den Bubenbergplatz.
Die Velostation Hirschengraben ist nur eine Option. Dies, weil Bundesstellen denkmalschützerische Einwände gegen das Graben im Untergrund geäussert haben. Die Stadt sucht nun andere Standorte, was schwierig werden dürfte. Scheitert sie, dann hat sie zumindest ein gutes Argument gegen die archäologischen Vorbehalte – und für die Velostation Hirschengraben.
Viel mehr Verkehrsraum als Velos benötigen Autos. Die Stadt will den Autoverkehr über den Bubenbergplatz, der sich bereits halbiert hat, weiter reduzieren – um zusätzliche 60 Prozent. Die entsprechende Massnahme ist ein Abbiegeverbot in die Schanzenstrasse. Autofahrer werden nicht mehr vom Bubenbergplatz oder von der Laupenstrasse her in die Länggasse fahren können. Von der Länggasse her bleibt das Abbiegen in die Laupenstrasse dagegen erlaubt, aber nur in den Randzeiten (siehe Grafik).
SVP meldet Opposition an
Dieses Abbiegeverbot lehnt SVP-Stadtrat Rudolf Friedli kategorisch ab. «Das ist nun halt ein Ort, wo viele durch wollen, auch Autofahrer haben ein Recht auf ihre Mobilität.» Auf bürgerlicher Seite differenzierter äussert sich FDP-Stadträtin Barbara Freiburghaus. Sie verschliesse sich den Bemühungen, den motorisierten Durchgangsverkehr einzudämmen, nicht ganz. «Aber glücklich sind wir nicht, dass es wieder einmal gegen das Auto geht.» Der Autoverkehr werde nicht verschwinden. «Ich befürchte Rückstaus, Umwegverkehr und eine Verlagerung in umliegende Quartiere.»
Die Belastung der Länggasse dürfte der politisch heikle Punkt sein. Die Stadt rechnet hier insgesamt nicht mit einer Zunahme des Autoverkehrs, sondern bloss mit einer geringeren Abnahme. Es sind Begleitmassnahmen gegen den Schleichverkehr geplant. Vorerst sanfte, falls nötig später auch Poller.
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