
Es ist schon bemerkenswert, wie leidenschaftlich die Italiener über die Verfassung ihrer Republik diskutieren. Mit wie viel dramatischer Verve und zivilem Engagement. In Talkshows am Fernsehen, auf den Meinungsseiten der Zeitungen, bei öffentlichen Veranstaltungen hoffnungsfrohe Bewahrer und Modernisierer – überall werden Passagen des Grundgesetzes verhandelt, als redete man über Fussball. Und so lädt sich das Referendum über Matteo Renzis Verfassungsreform vom 4. Dezember emotional so sehr auf, dass man meinen könnte, es sei so wichtig wie der Beschluss über den Brexit oder die US-Präsidentenwahl. Die Befürworter behaupten, bei einem «Nein» drohe Italien mindestens eine halbe Apokalypse. Die Gegner wiederum warnen, bei einem «Ja» dräue ein autoritäres Regime. Beide Seiten übertreiben. Aber historisch ist der Entscheid allemal, wenigstens für Italien, eine Weichenstellung.
Mission im Morast
Italiens Verfassungsreferendum verkommt zum dramatischen Showdown zwischen Bewahrern und Modernisierern. Nicht alle Gegner von Matteo Renzi haben noble Motive.