«Mir gö no mau für ds Ämmitau»
wieder einmal um die
Sämtliche Versuche, die Langnauer Befindlichkeit 24 Stunden vor dem kapitalen Spiel gegen die Kloten Flyers auszuloten, stossen zuerst einmal ins Leere. Der beste Langnauer Torschütze Daniel Steiner? «Not available.» Geschäftsführer Heinz Schlatter? Endloses Läuten ohne Antwort. Trainer Christian Weber? «Die Combox des angerufenen Teilnehmers ist voll. Bitte rufen Sie später noch einmal an.»Über das Emmental hat sich gespanntes Schweigen gelegt. Die Nerven sind auf das Äusserste strapaziert, die Tabellensituation ebenso. Noch zu Jahresbeginn hatte das Polster auf den Strich neun Punkte betragen, Ende Januar nach dem Overtime-Sieg gegen den EV Zug immerhin noch fünf. Todd Elik war zurückgekehrt ins Emmental. Nun wird endgültig alles gut, dachten sie in Langnau. Das ist alles überholt: Seit dem letzten Wochenende stecken die Tigers wieder dort, wo meist in den letzten Jahren: mitten im Strichkampf. Dabei schien in diesem Winter für einmal wirklich alles anders zu sein: Langnau gewann 5:2 in Lugano. Langnau gewann 6:0 in Zug. Langnau gewann gegen Davos. Das Emmental feierte seine neuen Helden. Die Zuschauer strömen ins Stadion wie noch nie. Durchschnittlich 5756 sind es vor dem heutigen Match. Das sind fast 500 mehr pro Spiel als im letzten Winter. Der Verwaltungsrat ist hochzufrieden mit der Arbeit von Trainer Christian Weber und hat deshalb den Vertrag mit ihm bis 2013 verlängert. Weber ist zwar Zürcher; er scheint aber wie geschaffen für Langnau. Er ist unaufgeregt, arbeitsam, gewissenhaft. Auch wenn er seine Combox offensichtlich nicht regelmässig abhört.«Die schönste Woche»Dann, kurz vor halb sieben, doch noch ein Erfolgserlebnis. Daniel Steiner ist auf einmal doch «available». Er ruft zurück und gibt sich kämpferisch: «Ich stehe vor der schönsten Woche meiner Karriere. Wir sind Achte, haben zwei Heimspiele. Die Ausgangslage könnte nicht besser sein», sagt er. Über das letzte Wochenende mit dem 2:5 in Biel mag er nicht mehr sprechen. «Das passiert in einer so langen Saison. Aber zugegeben, der Zeitpunkt war nicht optimal.»Steiner kennt Langnau und die SCL Tigers wie kein anderer. Er spielte schon für den Klub, als der den Tiger zwar schon auf dem Dress, aber noch nicht im Namen trug. Zwischendurch war er zwar mal weg, zwei Jahre in Zürich und eines in Rapperswil-Jona. Glücklich aber ist er nicht geworden. Bei früherer Gelegenheit hatte Steiner einmal gesagt: «Ich gehöre hierhin. Ich bin Emmentaler.» Das sind Worte wie Honig für den Anhang. In Bern mögen die Zuschauer zahlreicher sein, in Ambri inszenieren sie den Kult um den Klub publizitätswirksamer. Aber die Langnauer, die beweisen immer wieder, dass sie zu ihren Tigern stehen. Selbst in der ersten Liga waren die Zuschauerzahlen regelmässig vierstellig. «Mir gö no mau für ds Ämmitau», sagen sie. Von solcher Treue können andere Klubs nur träumen.Präsident Hans Grunder sieht in der Treue den Lohn für das Vertrauen, das er in mühsamer Kleinarbeit zurückerobern musste. Unter Vorgänger Ruedi Soltermann hatten sich die Tigers von ihrer Basis entfernt. Das bestraften die Emmentaler mit Liebesentzug. Grunder hat auch mit grossem persönlichem finanziellem Engagement die Fehler korrigiert, an denen er als Verwaltungsrat mitbeteiligt war.Jünger, dynamischerNun hofft er, dass Langnau endlich ernten kann und nach zehn erfolglosen Anläufen erstmals die Playoffs erreicht. Dazu braucht es mindestens zwei Siege in den verbleibenden drei Spielen gegen Kloten, Zug und Lugano. Denn der EVZ hat einen Lauf. Etwas nervös sei er schon, sagt der Präsident.Nonsens, findet Daniel Steiner. Ihn ärgern die Zweifel. Er habe Anrufe von Kollegen erhalten, die fragten, ob sie es nun schon wieder «verlölen» würden. Für ihn ist klar: In diesem Frühjahr spielen die Tigers erstmals in den Playoffs. «Wir sind ausgeglichener, jünger, dynamischer, hungriger als je zuvor», zählt er auf. Die positiven Attribute scheinen ihm nicht ausgehen zu wollen. Steiner muss optimistisch sein. Denn Pessimisten gibt es im Umfeld des Klubs genug. Auch das gehört zum Emmental. Daniel Germann>
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch